- Chirurgische Eingriffe bei Patientinnen mit Endometriose schädigen die Eizellreserve dieser Frauen in erheblichem Maße.
- Die geringere Überlebensrate der Eizellen, eine geringere Einpflanzungsquote und das bei jungen Patientinnen mit Endometriose beobachtete Fortpflanzungspotential im Vergleich zu Frauen, die nicht an dieser Erkrankung leiden, bestätigen die negativen Auswirkungen der Endometriose auf die Eizellreserve und –qualität.
VALENCIA, den 8. JULI 2020
Die Endometriose ist eine Erkrankung, die die Eierstockfunktion gravierend beeinträchtigen kann und deshalb letztlich auch eine Bedrohung für die Fruchtbarkeit der daran leidenden Frauen darstellt. Tatsächlich wird bei ca. 50% der Patientinnen mit Endometriose Infertilität festgestellt, daher stellt sich die Erhaltung der Fruchtbarkeit in dieser Bevölkerungsgruppe als eine geeignetste Option dar.
“Im vergangenen April haben wir eine Studie vorgelegt, die die Vitrifizierung der Eizellen von Patientinnen mit Endometriose als das ideale Verfahren zur Erhaltung ihrer Fruchtbarkeit nachgewiesen hat. In den Fällen, in denen ein chirurgischer Eingriff an den Eierstöcken erforderlich war, wurden die größten Erfolgsquoten bei der Vitrifizierung der Eizellen vor der OP festgestellt, insbesondere bei Patientinnen unter 35 Jahren.
Und tatsächlich verhält es sich so, dass selbst in den Händen der besten Experten die Zystektomie eine Abnahme des AMH-Spiegels im Serum verursachen kann, was als Folge der chirurgischen Technik als solcher eine signifikante Auswirkung auf die Eierstockreserve widerspiegelt oder auch darauf zurückzuführen sein kann, dass neben der Zyste unbeabsichtigter Weise auch gesundes Gewebe entnommen wurde. Aber wird dadurch auch die Überlebensfähigkeit der Eizellen und das klinische Ergebnis bei Patientinnen mit Endometriose, die ihre Fruchtbarkeit erhalten ließen gegenüber Frauen ohne Endometriose, die ihre Eizellen aus sozialen Gründen vitrifizieren ließen, beeinträchtigt?”, fragte Frau Dr. Ana Cobo, Direktorin der Abteilung für Kryobiologie bei IVI in Valencia.
Dies ist der Ausgangspunkt der Studie mit dem Titel “Oocyte survival and clinical outcome is impaired in young endometriosis patients after fertility preservation (FP)”, die von Frau Dr. Cobo geleitet und auf dem 36. Kongress der European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE) vorgestellt wird.
“Die Ergebnisse dieser Studie zeigten bei Patientinnen, die über 35 Jahre alt waren, ähnliche Erfolgsquoten, aber bei der Gruppe der unter 35-Jährigen konnten wir beobachten, dass alle analysierten Parameter bei Frauen mit Endometriose statistisch geringer waren. Wir könnten nun zu der Annahme kommen, dass Patientinnen mit Endometriose über weniger Eizellen verfügen, und das ist auch einer der Gründe, aber eben nicht der einzige. Tatsächlich liegt die Einpflanzungsquote, die nicht von der Anzahl der Eizellen abhängig ist, 15 Punkte niedriger (39% bei Endometriose gegenüber 55% bei Konservierung aus sozialen Gründen), was mit der Eizellqualität verbunden sein kann. Die Überlebensrate der Eizellen (85% bei Endometriose gegenüber 91% bei Konservierung aus sozialen Gründen) untermauert diese These”, fügte Dr. Cobo hinzu.
Unter diesem Aspekt bestätigen die Ergebnisse in Bezug auf Überlebensfähigkeit, Einpflanzung und geringerer Fortpflanzungsfähigkeit die negativen Auswirkungen der Krankheit auf die Eizellreserve und höchstwahrscheinlich auch auf die Eizellqualität. Dazu kommen noch morphokinetische Veränderungen, die von anderen Autoren an Embryonen von Patientinnen mit Endometriose festgestellt wurden, was auf eine schlechtere Embryoqualität schließen lässt.
Es handelt sich um eine retrospektive Arbeit, an der 485 Frauen mit Endometriose teilgenommen haben, die ihre Fruchtbarkeit konservieren ließen und ein Beispiel aus der vorher präsentierten Studie ist, im Vergleich zu 641 Frauen, die sie – ohne an Endometriose zu leiden – aus sozialen Gründen konservieren ließen, letztere ein Beispiel aus der Studie, die Frau Dr. Cobo 2018 vorstellte. Alle diese Frauen nutzten ihre eigenen, vitrifizierten Eizellen, um schwanger zu werden.
“Trotz der hohen Inzidenz der Endometriose und der wachsenden Zahl an Frauen, die an dieser Erkrankung leiden und ihre Eizellen zur Wahrung ihrer Fruchtbarkeit vitrifizieren ließen, weiß man sehr wenig über die Wirksamkeit dieser Strategie in solchen Fällen. Die vorliegende Studie hilft uns bei der Klärung einiger der wichtigsten Fragen in Bezug auf den Einfluss der Endometriose auf Fruchtbarkeit der Frauen, die daran leiden und führt dazu, dass wir ihnen allen raten, ihre Fruchtbarkeit in einem möglichst jungen Alter konservieren zu lassen, wenn sie Mutter werden wollen, um so die Aussichten auf eine Schwangerschaft zu erhöhen. Mit der Erkenntnis, dass nicht nur ein chirurgischer Eingriff die Eizellreserve schädigen, sondern auch die Endometriose die Qualität der Eizellen beeinträchtigen kann, was sich negativ auf die Schwangerschaftsquote auswirkt, kommen wir zu dem Schluss, dass es umso größere Erfolgsaussichten gibt, je früher konserviert wird”, schloss Frau Dr. Cobo.