- Diese Studien zeigen vielversprechende Optionen für Patienten mit vorzeitigem Eierstock- und embryonalem Einnistungsversagen. Außerdem haben sie interessante Informationen hinsichtlich der ersten Entwicklungsetappen des Embryos beigesteuert, ein bis heute wenig bekannter Vorgang
DENVER, den 18. MÄRZ 2022
Die wissenschaftliche Forschung ist einer der Pfeiler, auf die sich die Medizin stützt und ermöglicht insbesondere auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin Patienten Lösungen für ihre Fruchtbarkeitsprobleme zu bieten und ihnen so ihren Wunsch, Eltern zu werden, zu erfüllen.
In diesem Kontext findet vom 15.-19. März die 69. Veranstaltung des Kongresses der Society for Reproductive Investigation (SRI) statt, ein Treffpunkt für Forscher aus aller Welt, um die jüngsten Fortschritte auf dem Gebiet der assistierten Reproduktion miteinander zu teilen. Bei der diesjährigen Veranstaltung wurden 21 Arbeiten von IVI vorgestellt, von denen 3 durch das wissenschaftliche Komitee der SRI aufgrund ihrer bedeutenden Beiträge auf dem Gebiet der Reproduktion ausgezeichnet wurden.
“Unser größter Ansporn für unsere Forschungstätigkeit besteht darin, Entdeckungen zu machen, die es uns ermöglichen, die besten Resultate zu erzielen, um damit unseren Patienten die größtmöglichen Garantien für ihre assistierten Reproduktionsbehandlungen bieten können. Und dass dies auch bei den wissenschaftlichen Kongressen anerkannt wird, an denen wir teilnehmen, dass unsere Arbeit und unsere Beiträge zur klinischen Praxis in unserem Fachgebiet jedes Jahr gewürdigt werden, macht uns wirklich außerordentlich stolz“, kommentierte Herr Dr. Nicolás Garrido, Direktor der Fundación IVI (IVI-Stiftung).
Eine der prämierten Studien mit dem Titel “ Combination of Stem Cell Secreted and Platelet Enclosed Growth Factors Restores Ovarian Function in an Aging Mouse Model” vergleicht die intraovarielle Injektion mit an Wachstumsfaktoren reichem Plasma (PRP) mit einer intraovariellen Injektion von Plasma, das sowohl mit Faktoren angereichert wurde, die die Stammzellen des Knochenmarks absondern, als auch denen, die sich in den Blutplättchen finden (d.h. die Grundlage für die 4-step ASCOT-Studie).
“Der wichtigste Unterschied besteht darin, dass wir in dieser Arbeit ein Modell physiologischer Alterung nutzen. Dafür haben wir Tiere bekommen, die auf die eine oder andere Weise die Altersgruppen junger Patientinnen, Patientinnen im fortgeschrittenen Alter und Patientinnen, die die 45 überschritten haben, imitieren, um herauszufinden, ob in diesen drei Patientengruppen eine der beiden Alternativen, also die intraovarielle PRP-Injektion oder die Kombination der Faktoren der Stammzellen und der Blutplättchen eine Option für die Verbesserung ihrer Fortpflanzungsfähigkeit darstellen könnten“, erläuterte Frau Dr. Sonia Herraiz, Forscherin bei der Fundación IVI und Koordinatorin der Studie.
Die Ergebnisse sind vielversprechend, da sie beweisen, dass die Injektion mit einer Kombination sowohl der Zellfaktoren, als auch der Blutplättchen die Entwicklung der Follikel fördert, weil sie die ovarielle Vaskularisation regeneriert, wodurch nach der Eierstock-Stimulation sowohl in der Gruppe fortgeschrittenen Alters, als auch in der, die die über 45 Jahre alten Patientinnen imitiert, mehr Eizellen und Embryonen von besserer Qualität gewonnen werden können.
“Diese Entdeckungen haben uns die Würdigung mit dem “SRI President´s Plenary Award“ eingebracht, ein Prämierung, auf deren Verleihung wir sehr stolz sind und mit dem vier aller insgesamt ausgewählten Arbeiten wegen des wissenschaftlichen Interesses ausgezeichnet wurden und viele der jungen Forscher dazu ermutigen wird, qualitativ hochwertige Studien zu präsentieren“, schloss Frau Dr. Herraiz.
Eine weitere der von der SRI prämierten Studien mit dem Titel „Deciphering the Role Of PGRMC2 In Decidualization and Trophoblast Invasion Using Primary In Vitro Models” beschreibt zum ersten Mal das Verhalten eines nicht klassischen Rezeptors des Progesterons (PGRMC2) in der embryonalen Einnistung.
“Eine der Hauptursachen für weibliche Infertilität liegt im Einnistungsversagen, ein Vorgang, der bislang noch nicht in allen Facetten bekannt ist. Damit es zu einem korrekten Einnisten des Embryos kommt, muss die menschliche Gebärmutterschleimhaut als Antwort auf Hormone, wie das Progesteron, eine Empfängnisbereitschaft aufbauen. Die Analyse dieses wenig bekannten Hormonrezeptors (PGRMC2) wird es möglich machen, die Fruchtbarkeitsquoten unfruchtbarer Frauen zu verbessern und neue Techniken zu entwickeln, die zu einer Verbesserung der embryonalen Einnistung führen, was dann zu einer planmäßigen Schwangerschaft führt“, merkte Herr Dr. Francisco Domínguez, Forscher bei der Fundación IVI und Koordinator der Studie an.
Und schließlich wurde noch eine weitere von IVI geleitete Studie durch diesen Kongress ausgezeichnet, sie trägt den Titel “Single cell transcriptome description of early development haploid androgenotes and parthenotes“. Darin wird – zum ersten Mal bei Menschen – die frühe Entwicklung von Embryos auf transkriptomaler Ebene uniparentaler haploider menschlicher Embryonen analysiert.
“Da in vielen Ländern der Welt (u.a. auch in Spanien) die Forschung der frühen Entwicklung von Embryos an gesunden, verwendbaren menschlichen Embryos verboten ist, stellen uniparentale Embryos eine großartige Lösung für dieses Problem dar“, erklärte Herr Dr. Domínguez.
Ein uniparentaler Embryo besteht nur aus den mütterlichen oder väterlichen Genen, weshalb sie zu Forschungszwecken verwendet werden dürfen, da sie sich zum einen niemals zu einem verwendbaren Embryo weiterentwickeln würden und es zum anderen möglich ist, die Beteiligung jeder Keimzelle (mütterlicher- oder väterlicherseits) an den ersten Phasen der embryonalen Entwicklung (von der Befruchtung der Eizelle bis zur Bildung der Blastozyste, die am 5.-7. Tag der Entwicklung stattfindet) separat und mit ziemlicher Genauigkeit zu erkennen.
“Bis heute ist die frühe Entwicklung eines Embryos ein Feld, von dem wir viele Vorgänge und / oder Faktoren, die ausschlaggebend für die künftige Verwendbarkeit des Embryos sind, nicht kennen, die aber für ein besseres Verständnis dieser embryonalen Anfangsphase von grundlegender Bedeutung sein könnten. Studien, wie diese, ermöglichen es uns, voranzuschreiten und Licht ins Dunkel zu bringen, um letztlich auch die Fortpflanzungsergebnisse bei den Patientinnen zu optimieren“, teilte Herr Dr. Domínguez abschließend mit.