- Eine neu vorgestellte Studie von IVI auf dem 41. Jahreskongress der European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE) zeigte eine verbesserte Ovarialfunktion bei Mäusen nach Injektion einer spezifischen Kombination von Schlüsselproteinen
- Die Studie wurde an weiblichen Mäusen mit primärer Ovarialinsuffizienz (POI) durchgeführt und ergab eine fünffache Steigerung der Eizellanzahl nach ovarieller Stimulation – ein vielversprechender Forschungsansatz und eine potenzielle therapeutische Alternative für betroffene Patientinnen
- Bei der POI handelt es sich um eine Erkrankung, bei der die Eierstöcke vor dem 40. Lebensjahr ihre Funktion einstellen, was zu niedrigen Östrogenspiegeln und häufig zu Unfruchtbarkeit führt
PARIS, 30. JUNI 2025
Können geschädigte oder vorzeitig gealterte Eierstöcke durch Stammzellen regeneriert werden? Neue Fortschritte in der Reproduktionsmedizin rücken stammzellbasierte Therapien zunehmend in den Fokus der regenerativen Medizin – insbesondere für Frauen mit primärer Ovarialinsuffizienz (POI). Eine aktuelle Entwicklung deutet nun darauf hin, dass eine spezifische Kombination von Proteinen, die von Stammzellen sezerniert werden, einen therapeutischen Durchbruch darstellen könnte.
In diesem Zusammenhang präsentierte IVI auf dem 41. ESHRE-Jahreskongress eine wegweisende Studie, in der drei Schlüsselfaktoren identifiziert wurden, die bei direkter Injektion in die Ovarien die Anzahl der nach Stimulation gewonnenen reifen Eizellen im Mausmodell mit POI um bis zum Fünffachen erhöhten. Diese Mäuse produzieren aufgrund ihrer Erkrankung üblicherweise nur sehr wenige Eizellen.
“Anstatt die Stammzellen selbst zu verwenden, ging diese Studie einen Schritt weiter: Wir identifizierten drei von den Zellen produzierte Proteine – Thrombospondin 1 (THBS1), KIT-Ligand (KITLG) und Fibroblasten-Wachstumsfaktor 2 (FGF2) – deren essentielle Rolle bereits in früheren Studien belegt wurde. Wir kombinierten sie zu einem ‚Cocktail‘ und injizierten ihn direkt in die Ovarien von Mäusen mit POI. Diese Technik führte zu einer deutlichen Verbesserung der Eizellanzahl und der embryonalen Entwicklung,” erklärt Dr. Sonia Herraiz, Hauptautorin der Studie und Forscherin an der Fundación IVI.
Die Studie mit dem Titel ‘Intraovarian treatment with a specific combination of stem cell-secreted factors reactivates ovarian function in a premature ovarian insufficiency (POI) mouse model”, die in Paris vorgestellt wurde, eröffnet neue therapeutische Perspektiven. POI ist durch den frühzeitigen Verlust der normalen Ovarialfunktion gekennzeichnet, was zu niedrigen Östrogenspiegeln und zu teilweiser oder vollständiger Unfruchtbarkeit führt. In den letzten Jahren wurden verschiedene stammzellbasierte Ansätze untersucht, um die Ovarialfunktion bei Frauen mit verminderter ovarieller Reserve aufgrund dieser Erkrankung wiederherzustellen.
In dieser präklinischen Studie an weiblichen Mäusen wurde die Wirkung einer intraovariellen Verabreichung der drei Schlüsselfaktoren (THBS1, KITLG und FGF2) in zwei Injektionen untersucht. Nach kontrollierter ovarieller Hyperstimulation zur Eizellgewinnung, In-vitro-Fertilisation und Embryokultur zeigten die Ergebnisse eine signifikante Verbesserung der Eizellanzahl, -qualität sowie der frühen Embryonalentwicklung.
Auch wenn noch weitere Studien mit menschlichem Ovarialgewebe notwendig sind, eröffnen diese Ergebnisse einen vielversprechenden Forschungsweg, der langfristig zu einer neuen therapeutischen Option für Patientinnen mit POI führen könnte.
Wie Dr. Herraiz betont: „Dies ist ein bemerkenswerter Befund, der den Weg für einen potenziell weniger invasiven Therapieansatz auf Basis spezifischer Proteine ebnet. Diese Proteinkombination könnte für viele Patientinnen mit POI von entscheidender Bedeutung sein, insbesondere für jene, die bislang auf eine Eizellspende angewiesen sind. Ohne Zweifel stellt dies eine neue Chance dar, ihre Ovarialfunktion wiederherzustellen und die Aussicht auf eine Schwangerschaft mit eigenen Eizellen zu verbessern.”