- Barcelona ist in diesen Tagen Gastgeber des Kongresses der weltweit größten auf assistierte menschliche Reproduktion spezialisierten Organisation. Mehr als 1.300 Fachkräfte, Forschende und Akademiker*innen aus 58 Ländern nehmen daran teil
- Denny Sakkas, wissenschaftlicher Direktor von IVI RMA North America und Associate Professor an der medizinischen Fakultät der Yale University, stellte eine wegweisende Arbeit im Bereich der Stammzellbiologie und Gewebezüchtung vor. Ziel ist die In-vitro-Erzeugung funktionaler Gameten aus Stammzellen
BARCELONA, 25. APRIL 2025
Der 11. Internationale IVIRMA Kongress vereint in diesen Tagen in Barcelona über 1.300 Fachkräfte, Forschende und Akademiker:innen aus 58 Ländern, um die neuesten Fortschritte auf dem Gebiet der Reproduktionsmedizin, innovative Techniken und aktuelle Forschungsergebnisse zu diskutieren. Thematische Schwerpunkte der diesjährigen Ausgabe waren unter anderem Künstliche Intelligenz, Genetik, neue Erkenntnisse zur Mikrobiota, Adenomyose sowie Strategien zur Reduktion von wiederholten Fehlgeburten. Diese Inhalte wurden in einem vielfältigen Programm aus Keynote-Vorträgen, praxisorientierten Workshops und interaktiven Sitzungen vermittelt, die von international renommierten Expertinnen geleitet wurden.
Während der offiziellen Pressekonferenz des Kongresses, der am Samstag endet, moderiert von Prof. Juan Antonio García Velasco, Lehrstuhlinhaber für Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Wissenschaftlicher Direktor von IVIRMA, zogen führende Vertreter des wissenschaftlichen Komitees Bilanz. Zu ihnen gehörten Dr. Denny Sakkas, Wissenschaftlicher Direktor von IVI RMA Nordamerika und Associate Professor an der medizinischen Fakultät der Yale University, sowie Dr. Agustín Ballesteros, Präsident dieser Ausgabe des Kongresses und Direktor von IVI Barcelona. Er betont:
“Es ist uns eine Ehre, in unserer Stadt führende internationale Expert*innen auf dem Gebiet der assistierten Reproduktion begrüßen zu dürfen. Der 11. Internationale IVIRMA Kongress ist ein unverzichtbares Forum, um die Fortschritte der Reproduktionsmedizin voranzutreiben – ein Bereich, der in unserem Land bereits für 11 % der Geburten verantwortlich ist. Die zunehmend spätere Mutterschaft stellt eine wachsende sozio-demografische Herausforderung dar, bei der die assistierte Reproduktion zweifellos eine Schlüsselrolle einnehmen wird .“
Prof. García Velasco, wissenschaftlicher Leiter des Kongresses und von IVIRMA, hob insbesondere die bevorstehenden Umbrüche in der Reproduktionsmedizin hervor – allen voran den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und neuen genetischen Analyseverfahren auf Embryonenebene: “KI ist bereits Realität in der assistierten Reproduktion. Sie bringt erhebliche Fortschritte sowohl in der Forschung als auch in der klinischen Praxis mit sich. Dazu zählen kürzere Behandlungszeiten, höhere Schwangerschaftsraten, die Identifikation des Spermiums mit dem größten Befruchtungspotenzial sowie die Auswahl qualitativ hochwertiger Eizellen – alles Faktoren, die maßgeblich zur Verbesserung der Erfolgsraten beitragen”.
Auch im Bereich der Genetik wurden in diesem Jahr bedeutende Fortschritte vorgestellt, darunter eine Studie zur Einführung der vollständigen Genomsequenzierung in die Präimplantationsdiagnostik (PGT). Dieser technologische Fortschritt könnte künftig die vollständige Analyse des Exoms ermöglichen, um Risiken schwerwiegender Erkrankungen bei der Nachkommenschaft frühzeitig zu erkennen. “Dies stellt zweifellos eine potenzielle Revolution in der genetischen Bewertung von Embryonen dar – sowohl hinsichtlich vererbbarer als auch erworbener Erkrankungen. Zugleich eröffnet sich ein neues Feld zur Identifizierung prädiktiver Biomarker für das reproduktive Potenzial. Damit ließe sich nicht nur das Verständnis menschlicher Entwicklung und genetischer Erkrankungen vertiefen, sondern auch die personalisierte Medizin weiterentwickeln”, ergänzte Prof. García Velasco.
Neue Horizonte in der Eizellforschung: In-vitro-Gametogenese und In-vitro-Reifung (IVM)
Ein zentrales Thema des diesjährigen Kongresses waren die jüngsten Fortschritte in der Stammzellbiologie und Gewebezüchtung. Diese ermöglichen eine stetige Weiterentwicklung der In-vitro-Gametogenese (IVG) – ein innovatives Forschungsfeld, das sich mit der Generierung funktionaler Gameten (Spermien und Eizellen) aus Stammzellen befasst.
Die im Tiermodell (Maus) durchgeführten und auf dem Kongress vorgestellten Studien demonstrieren erfolgreich die Herstellung von Spermien und Eizellen aus induzierten pluripotenten Stammzellen (iPSCs) sowie aus embryonalen Stammzellen (ESCs). Dr. Denny Sakkas, Wissenschaftlicher Direktor von IVI RMA Nordamerika, unterstrich : “Die Ergebnisse bei Mäusen sind vielversprechend – die Übertragung auf den Menschen bleibt jedoch eine Herausforderung. Während bei der Spermienentwicklung große Fortschritte erzielt wurden, ist es bisher noch nicht gelungen, vollständig reife humane Eizellen in vitro zu generieren. Die größten Hürden liegen in der Replikation der ovariellen Mikroumgebung, einer korrekt verlaufenden meiotischen Teilung sowie der epigenetischen Reprogrammierung, die der natürlichen Gametogenese entspricht. Dennoch birgt die Anwendung der In-vitro-Oogenese das Potenzial, die Reproduktionsmedizin grundlegend zu verändern – insbesondere für Personen, die keine funktionsfähigen Gameten produzieren können”.
Ein weiterer bedeutender Forschungsstrang betrifft die In-vitro-Maturation (IVM) – ebenfalls im Fokus der Kongressbeiträge. Dabei werden unreife Eizellen direkt aus den Ovarien entnommen und unter kontrollierten Laborbedingungen zur Reife gebracht.
“Die IVM ist besonders für Patientinnen mit polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS) oder erhöhtem Risiko für ein ovarielles Überstimulationssyndrom (OHSS) geeignet. Sie bietet eine weniger invasive und physiologischere Alternative zur Eizellgewinnung und reduziert zugleich das Risiko hormonell bedingter Komplikationen”, so Dr. Sakkas abschließend.