An jedem 7. April wird international der Weltgesundheitstag begangen. Jedes Jahr widmet sich dieser Tag einem konkreten Gesundheitsthema von globaler Bedeutung, um ihm weltweite Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu verschaffen.
Im Jahr 2017 steht das Krankheitsbild der Depression unter dem Motto «Depression – Let´s talk» im Mittelpunkt.
Unfruchtbarkeit und ein damit einhergehender unerfüllter Kinderwunsch können Ursachen einer Depression sein. Bei IVI ist die psychologische Behandlung und kontinuierliche Betreuung während der Kinderwunschbehandlung von großer Bedeutung.
Die Psychologin Susana Martín Alabarces aus der Abteilung für Psychologische Betreuung an unserer IVI-Klinik in Mallorca spricht über die Beziehung zwischen Depression und Unfruchtbarkeit sowie über ihre Erfahrungen im Umgang mit depressiven Symptomen und die Notwendigkeit einer positiven Grundeinstellung.
Der Weltgesundheitstag widmet sich in diesem Jahr dem Krankheitsbild der Depression. Um eine generelle Idee davon zu bekommen: In welchem Maße kann Unfruchtbarkeit Hauptursache für eine Depression sein?
Susana Martín Alabarces: Unfruchtbarkeit kann in großem Maße belastend auf die Psyche wirken. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Fruchtbarkeit dem Menschen zutiefst eigen ist. Die Fortpflanzung ist ein natürlicher und intimer Prozess. Wenn man die Hilfe einer Kinderwunschklinik benötigt, um ein Kind zu bekommen, kann diese auf die emotionale Gesundheit einer Person große Auswirkung haben.
Lassen sich Ziffern über die Anzahl von Frauen und Männern benennen, die an Symptomen der Depression leiden, verursacht durch die eigene Sterilität oder die der Partnerin/des Partners?
Die Anzahl der Menschen, die unter Depression leiden, ist bedingt durch persönliche Charakteristiken sowie soziale und situationsgebundene Faktoren, aber bei etwa 50% der Patient*innen, die ein Zentrum für Reproduktionsmedizin aufsuchen, manifestieren sich depressive Symptome vor, während oder nach der Behandlung.
Die Jahre, die sich ein Paar um die Erfüllung des Kinderwunsches bemüht, sowie die Zahl der erfolglosen Versuche oder der Fehlgeburten kann eine Steigerung und/oder Verlängerung der Symptome bewirken.
Welche sind die emotionalen Reaktionen angesichts einer Unfruchtbarkeit bei Frauen? Wie drücken sie sich bei Männern aus? Und auf welche Weise beeinflusst es das Paar?
Studien bestätigen, dass die Unfruchtbarkeit die Frau stärker psychologisch belastet als den Mann. Diese Situation ist vor allem auf die Verantwortung zurückzuführen, die der Frau in Bezug auf die Fruchtbarkeit seit jeher zugeschrieben wird.
Die häufigsten emotionalen Reaktionen bei Frauen, unabhängig von der Diagnose, sind Angstzustände, depressive Symptome unterschiedlichen Grades, Schuldgefühle, ein niedriges Selbstwertgefühl, gelegentlich auch Hilflosigkeit und Verzweiflung.
Beim Mann können die Gefühle in Beziehung mit der jeweiligen Diagnose stehen. Psychologisch belastend wird vor allem die männliche Sterilität empfunden. Typische emotionale Reaktionen sind Gefühle der Impotenz, Minderwertigkeit und Schuld.
Sowohl beim Mann als auch bei der Frau sind die emotionalen Reaktionen unterschiedlich in ihrer Form und Stärke und hängen von persönlichen Eigenschaften ab.
Unfruchtbarkeit ist ein Ereignis im Leben, das Stress verursacht, und bedeutet eine große Herausforderung für die Paarbeziehung. Um das gemeinsame Projekt vom Elternsein zu verwirklichen, bedarf es der gegenseitigen Unterstützung und einer guten Kommunikation zwischen den Partnern, damit sowohl die Behandlungen als auch die Resultate zu bewältigen sind. Deswegen ist ein persönlicher, partnerschaftlicher und sozialer Ausgleich so wichtig.
Welche sind die verschiedenen depressiven Zustände und wann spricht man von Depression?
Traurigkeit ist ein anpassungsfähiges Gefühl. Die meisten Menschen kennen Zustände von Traurigkeit oder Deprimiertheit, jedoch für einen kurzen Zeitraum.
Das medizinische Handbuch DSM (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) klassifiziert depressive Zustände als psychische Störungen, die sich durch deutliche Abweichungen vom normalen Gemütszustand kennzeichnen.
Eine klinische Depression unterscheidet sich von einer normalen Erfahrung von Traurigkeit durch ihre IntenDepression sität und ihre Dauer. Außerdem verursachen die Symptome klinisch signifikante Beschwerden und den Zerfall des sozialen und professionellen Umfeldes sowie weiterer wichtiger Funktionsbereiche des Menschen.
IVI verfügt über Abteilungen für die psychologische Betreuung, die den Patient*innen parallel zu den Kinderwunschbehandlungen psychologische Unterstützung anbietet. Welche sind die unterschiedlichen Bedürfnisse der Patient*innen? Wie unterstützt man in den jeweiligen Fällen?
Die Bedürfnisse der Patient*innen hängen von ihrem jeweiligen individuellen Charakter ab. In der Einheit für psychologische Betreuung bei IVI arbeiten Fachleute, die auf die Behandlung der psychologischen Aspekte der Unfruchtbarkeit spezialisiert sind und alles daran setzen, die Lebensqualität unserer Patient*innen zu erhöhen. Hier können sie über ihre Gefühle frei sprechen und ihnen wird dabei geholfen, der Situation, in der sie sich befinden, auf die bestmögliche Weise zu begegnen. Wir stärken alle verfügbaren Ressourcen, um ein möglichst hohes emotionales Gleichgewicht und eine positive Einstellung zu erreichen, und zwar über die gesamte Dauer der Kinderwunschbehandlung.
Eine Behandlung im Ausland vornehmen zu lassen kann beispielsweise ein zusätzliches destabilisierendes Element werden, das das Angstniveau steigen lässt. Zu den üblichen emotionalen Symptomen können bei Patient*innen aus dem Ausland Gefühle von erhöhter Unsicherheit oder anfängliches Misstrauen hinzukommen. Wie bei allen psychologischen Behandlungen erhalten auch diese Patient*innen von uns eine individualisierte Betreuung, bei der wir das Gefühl der Unsicherheit, das durch die Behandlung fern von der Heimat erzeugt wird, berücksichtigen.
Welche Behandlung bietet IVI an, wenn ausgeprägte Symptome einer Depression vorliegen?
Wir bieten den Personen, die klinisch relevante Symptome aufzeigen, eine individuelle Therapie mit einer auf jede/n Patient*in abgestimmte Behandlung an.
In welchem Maß suchen die Patient*innen selbst die psychologische Unterstützung bei IVI?
Wenn die Patient*innen sich darüber bewusst sind, dass sie nicht wissen, wie sie den Prozess psychisch begegnen können oder sich von der Situation überfordert fühlen.
Die eigenen Ressourcen und die der Paarbeziehung zu entwickeln, hilft dabei, die Bewältigung der Unfruchtbarkeit zu einem weniger schwierigen Prozess zu gestalten.
Es ist bewiesen, dass die emotionale Unterstützung während der Kinderwunschbehandlungen enormen Nutzen für die Patient*innen mit sich führt.
Welche positiven Resultate erbringt die psychologische Stabilisierung bei den Personen, die sich einer Kinderwunschbehandlung unterziehen? Sollte die psychologische Begleitung elementarer Bestandteil einer Behandlung für ein erfolgreiches Gelingen sein?
Ein höchst mögliches psychisches Gleichgewicht hat positive Auswirkungen auf die Patient*innen, denn es erlaubt, emotionale Selbstkontrolle sowie ein stabiles Selbstwertgefühl zu entwickeln. Eine positive Grundeinstellung, ein angemessener Umgang mit den Aussichten und die Fähigkeit, die Resultate auf psychischer Ebene zu bewältigen, sind von großer Relevanz.
Die psychologische Begleitung bewirkt, dass sich die Patient*innen sicher, gestützt und verstanden fühlen, was sich wiederum positiv auf das Gelingen der Kinderwunschbehandlungen auswirkt.
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