Oligozoospermie und Kryptozoospermie, die auf dem Griechischen basierenden Begriffe die zur Beschreibung von Anomalien in der Analyse von Spermien verwendet werden, bezeichnen das Vorliegen einer verminderten Anzahl von Spermien im Ejakulat. Probleme mit Spermien, einschließlich einer niedrigen Spermienzahl und Problemen mit der Spermienqualität, sind recht verbreitet. Sie sind bei etwa einem von drei Paaren mit Kinderwunsch, die Schwierigkeiten haben, schwanger zu werden, der Grund dafür, dass es nicht klappt.
Oligozoospermie: Die Bedeutung
Liegen weniger als 15 Millionen Spermien pro Milliliter Samenflüssigkeit vor, spricht man von einer Oligozoospermie. Ist die Spermienzahl so vermindert, dass im Ejakulat zunächst gar keine Spermien auszählbar sind, sondern erst nach Zentrifugation Spermien nachgewiesen werden können, spricht man von einer Kryptozoospermie. Die Kryptozoospermie ist eine Unterform der Oligozoospermie. Eine niedrige Spermienzahl kann die Empfängnis auf natürlichem Wege erschweren, auch wenn es dennoch zu erfolgreichen Schwangerschaften kommen kann. Auch verschiedene Behandlungsmöglichkeiten bzw. Methoden zur künftigen Befruchtung können helfen, die Schwangerschaftschancen zu erhöhen und einen Kinderwunsch zu erfüllen.
Ursachen für eine niedrige Spermienzahl
In vielen Fällen kann die Ursache für eine niedrige Spermienzahl nicht genau identifiziert werden. Probleme mit der Spermienzahl und -qualität können im Zusammenhang stehen mit:
- einem Hodenhochstand als Baby
- einer genitalen Infektion wie Chlamydien, Gonorrhoe oder Prostatitis (Infektion der Vorsteherdrüse)
- einem Hormonungleichgewicht, z. B. mit Hypogonadismus (einer verminderten Hormonproduktion)
- einem genetischen Problem wie dem Klinefelter-Syndrom
- einer Überhitzung der Hoden
- einem strukturellen Problem – z. B., wenn die Semenleiter, die die Spermien transportieren, durch eine Krankheit oder Verletzung beschädigt oder blockiert sind oder bei der Geburt nicht vorhanden waren
- früheren Operationen an den Hoden oder Hernien (Leistenbruch)
- Varikozelen (vergrößerten Venen in den Hoden)
- Übergewicht oder Fettleibigkeit
- bestimmten Medikamenten, einschließlich einer Testosteronersatztherapie, der langfristigen Einnahme von anabolen Steroiden, Krebsmedikamenten (Chemotherapie), bestimmten Antibiotika oder auch bestimmten Antidepressiva
- übermäßigem Alkoholkonsum, Rauchen oder Drogenkonsum (z. B. Marihuana oder Kokain)
Behandlungsmöglichkeiten bei niedriger Spermienzahl
Wurde eine niedrige Spermienzahl beim Mann diagnostiziert, gibt es mehrere Möglichkeiten, die Schwangerschaftschancen zu erhöhen. Der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin wird möglicherweise zunächst vorschlagen, noch etwas länger zu versuchen, auf natürlichem Wege schwanger zu werden. Viele Paare werden innerhalb von zwei Jahren nach Beginn des Versuchens schwanger.
Die Chancen auf eine Schwangerschaft lassen sich maximieren, indem man:
- möglichst im Abstand von etwa zwei oder drei Tagen Geschlechtsverkehr hat
- in guter Form bleibt, regelmäßig Sport treibt und sich gesund und ausgewogen ernährt
- den Alkoholkonsum einschränkt und mit dem Rauchen aufhört
Führen auch diese Maßnahmen nicht innerhalb von einem oder zwei Jahren zum gewünschten Erfolg, stehen Paaren mit Kinderwunsch, bei denen der Mann von einer Oligozoospermie oder einer Kryptozoospermie betroffen ist, verschiedene Maßnahmen zur künstlichen Befruchtung zu Verfügung.
Gonadotropin-Medikamente
Ist beim Mann ein sehr niedriger Spiegel an Gonadotropin-Hormonen die Ursache für eine geringe Spermienproduktion (Gonadotropin regt die Produktion von Spermien an), kann ggf. eine Behandlung mit Gonadotropin-Medikamenten angeboten werden, um die Fruchtbarkeit zu erhöhen. Konnte jedoch keine Ursache für die geringe Spermienzahl gefunden werden, wird zumeist eine andere Methode angewendet, da hormonbasierte Medikamente die Fruchtbarkeit in diesen Fällen in der Regel nicht verbessern.
IVF
Bei einer leicht verminderten Spermienzahl kann die In-vitro-Fertilisation (IVF) eine Option sein. Hierfür wird eine Eizelle aus den Eierstöcken der Frau entnommen und in einem Labor mit den Spermien des Partners befruchtet. Die befruchtete Eizelle wird dann wieder die Gebärmutter der Frau eingesetzt, wo sie wächst und sich entwickelt.
Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
Die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) ist eine besondere Form der IVF-Technik. Bei dieser Methode wird ein einzelnes Spermium direkt in eine Eizelle injiziert, um diese zu befruchten. Die befruchtete Eizelle wird dann in die Gebärmutter der Frau übertragen. Diese Methode kann angewendet werden, wenn die Zahl der Spermien verringert ist und/oder die Qualität der Spermien schlecht ist. Vorab werden hierfür in der Regel verschiedene Tests und Untersuchungen durchgeführt. Dazu gehören Fragen zur medizinischen und sexuellen Vorgeschichte sowie Screenings, um Infektionen oder genetische Probleme auszuschließen, die sich auf das Baby und die Erfolgschancen der ICSI auswirken könnten.
Insemination durch einen Spender
Bei einer Spenderinsemination wird das von einem anderen Mann gespendete Sperma verwendet. Die Spenderinsemination kann als Alternative zur ICSI in Betracht gezogen werden, wenn eine genetische Störung beim Mann vorliegt, die eventuell. an Kinder weitergegeben werden könnte. Bei Bedarf kann sie auch im Rahmen einer IVF eingesetzt werden.
Was ist eine Kryptozoospermie?
Ist die Zahl der Spermien extrem niedrig, spricht man von einer Kryptozoospermie. Sie ist definiert als eine Spermienkonzentration von weniger als 100.000 Spermien pro Milliliter Samenflüssigkeit. Oft wird die Spermienzahl zunächst mit null gemessen, was auch als „virtuelle Azoospermie“ bezeichnet wird. Im Gegensatz zur Azoospermie, bei der gar keine fruchtbaren Spermien vorhanden sind, können jedoch bei einer Kryptozoospermie Spermien gefunden werden, nachdem das Sperma durch eine Zentrifuge geleitet und unter dem Mikroskop untersucht wurde.
Eine Studie an Männern in Unfruchtbarkeitskliniken in der Türkei ergab, dass eine Kryptozoospermie bei 27,2 Prozent der Fälle von männlicher Unfruchtbarkeit vorliegt. Die Prävalenz (Gesamtanzahl des Auftretens) variierte je nach dem Hintergrund der Patienten, einschließlich ihrer Genetik, ihres Alters, ihres Lebensstils und ihrer Region.
Die sehr niedrige Spermien-Konzentration bei einer Kryptozoospermie beeinträchtigt die Fruchtbarkeit und erschwert eine natürliche Empfängnis.
Fakten zur Kryptozoospermie
- Eine Kryptozoospermie kann diagnostiziert werden, wenn die Samenflüssigkeit eine extrem geringe Anzahl von Spermien enthält. Sie unterscheidet sich von der Oligozoospermie oder Oligospermie (geringe Spermienzahl) und der Azoospermie (gar keine Spermien vorhanden).
- Die Kryptozoospermie kann genetisch bedingt sein oder durch bestimmte Krankheiten auftreten. Auch der Lebensstil hat ggf. einen Einfluss. Es hängt von der jeweiligen Ursache ab, ob eine Kryptozoospermie behandelt werden kann.
- Männern mit Kryptozoospermie kann unter Umständen mit assistierter Reproduktionstechnologie geholfen werden, ein Kind zu zeugen.
Sprechen Sie uns an
Wir sind für Sie da, wenn Sie Rückfragen zum Thema Oligozoospermie und Kryptozoospermie haben. Die Experten von IVI stehen Ihnen mit Fachkenntnis, Erfahrung und Einfühlungsvermögen bei allen Fragen rund um Ihren Kinderwunsch zur Seite. Vereinbaren Sie gleich hier einen Termin.
Kommentare sind geschlossen.