Vaginismus ist eine unwillkürliche Kontraktion der Vaginalmuskulatur, die das Eindringen beim Geschlechtsverkehr erschwert oder unmöglich macht. In manchen Fällen kann eine Penetration zwar stattfinden, verursacht jedoch starke Schmerzen. Diese unkontrollierte Reaktion führt zu vaginalen Krämpfen, die den Geschlechtsverkehr behindern.
Die Schmerzintensität kann die Muskelverkrampfung so verstärken, sodass es unmöglich wird, Tampons einzuführen oder eine gynäkologische Untersuchung durchzuführen.
So erklärt es Dr. Clara Colomé, Gynäkologin und Direktorin von IVI Mallorca: „Vaginismus erschwert oder verhindert die Penetration. Das bedeutet jedoch nicht, dass eine Frau keine Lust empfinden oder keinen sexuellen Genuss erleben kann – vielmehr ist die vaginale Penetration eingeschränkt. Deshalb ist auch eine natürliche Empfängnis erschwert.“
Was sind die Ursachen von Vaginismus?
Vaginismus äußert sich durch eine unwillkürliche Verkrampfung der Beckenbodenmuskulatur, unabhängig von der Größe der Vaginalöffnung. Zu den häufigsten Ursachen zählen:
- Vorangegangene sexuelle Übergriffe
- Übermäßige Angst oder Sorge vor dem Geschlechtsverkehr
- Geburtstraumata
- Partnerschaftsprobleme
- Schlechte sexuelle Erfahrungen
- Geringes Selbstwertgefühl
Eine enge Vagina ist nicht gleichbedeutend mit Vaginismus, da diese sexuelle Funktionsstörung nicht von der Größe der Vagina abhängt.
Was sind die Symptome von Vaginismus?
Die Symptome von Vaginismus sind unterschiedlich. Sie reichen von einem Spannungsgefühl oder Unbehagen bei vaginaler Penetration bis hin zu einer so starken Muskelkontraktion, dass jegliche Form des Eindringens unmöglich ist.
Wie wird Vaginismus diagnostiziert?
Die Diagnose erfolgt durch eine gynäkologische Untersuchung. Die Patientin schildert dabei ihre Symptome wie Schmerzen oder Schwierigkeiten bei der Penetration. Der Gynäkologe prüft bei der körperlichen Untersuchung die Muskelspannung rund um die Vaginalöffnung.
Welche Arten von Vaginismus gibt es?
Es gibt verschiedene Formen von Vaginismus, die schmerzhafte sexuelle Kontakte verursachen können:
Primärer Vaginismus
Hierbei handelt es darum, überhaupt jemals Geschlechtsverkehr mit Penetration haben zu können. Dr. Colomé erläutert: „Primärer Vaginismus tritt bei Frauen auf, die noch nie Penetration erlebt haben. Er wird häufiger bei Jugendlichen oder jungen Frauen diagnostiziert und hängt meist mit psychologischen Faktoren zusammen. Sekundärer Vaginismus hingegen entwickelt sich bei Frauen, die zuvor Penetration erfahren haben, aber im Laufe der Zeit Schwierigkeiten dabei erlebten.“
Sekundärer Vaginismus
Er tritt nach einer Phase unproblematischer Sexualität auf und sorgt für Unsicherheit innerhalb der Partnerschaft. Meist beginnt er infolge eines traumatischen Ereignisses, einer Infektion oder im Zusammenhang mit einer Operation oder Geburt.
Situationsbedingter Vaginismus
Die Muskelverkrampfung tritt nur in bestimmten Situationen auf, nicht dauerhaft. Sie kann durch Angst nach einem traumatischen Erlebnis, eine schmerzhafte Erfahrung oder die Furcht vor dem erstmaligen Einführen eines Tampons ausgelöst werden.
Beeinflusst Vaginismus die Fruchtbarkeit?
Vaginismus führt nicht direkt zu Unfruchtbarkeit. Wenn jedoch der Schmerz eine vollständige Penetration unmöglich macht, wird eine natürliche Empfängnis nahezu ausgeschlossen. Denn wenn es nicht zum Geschlechtsverkehr kommt, ist auch keine Befruchtung möglich.
Ist Vaginismus ein angeborenes Problem?
Nein, Vaginismus ist keine angeborene Erkrankung. Es handelt sich um eine erworbene Störung, die sowohl körperliche als auch psychische Ursachen haben kann.
Gibt es eine Behandlung für Vaginismus?
Vaginismus lässt sich erfolgreich behandeln. Die wirksamste Herangehensweise besteht darin, sowohl die körperlichen als auch die emotionalen Ursachen zu behandeln. Jeder Fall ist individuell – deshalb sollte die Behandlung auf die persönlichen Bedürfnisse der Patientin abgestimmt werden.
Physiotherapie
Die Physiotherapie hilft Frauen mit Vaginismus, die Beckenbodenmuskulatur gezielt zu entspannen. Dazu zählen spezielle Entspannungstechniken oder Kegel-Übungen – rhythmische Kontraktionen und Entspannungen der Beckenbodenmuskeln zur Kräftigung.
Ziel dieser Therapie ist es, die Flexibilität des Beckenbodens zu steigern. Durch regelmäßiges Üben lässt sich die Muskelspannung reduzieren, was die Lebensqualität und Schmerzfreiheit beim Geschlechtsverkehr deutlich verbessern kann.
Radiofrequenztherapie
Diese Therapieform hilft, die Muskulatur im Beckenboden zu entspannen und vaginale Schmerzen zu lindern. Dabei werden elektromagnetische Wellen eingesetzt, um das Gewebe in der Tiefe zu erwärmen und die Kollagenproduktion anzuregen. Kollagen sorgt für mehr Elastizität im Beckenboden und verringert so Schmerzen und Spannungsgefühle.
Psychologische Therapie
Die psychologische Betreuung hilft, Ängste und Anspannung im Zusammenhang mit Schmerzen besser zu bewältigen. Dabei kommen Methoden zur Angstbewältigung sowie Gespräche zur sexuellen Aufklärung zum Einsatz, um Mythen abzubauen, die zu zusätzlichen Sorgen führen können.
Vaginaldilatoren
Sie helfen, die Vagina schrittweise an das Eindringen zu gewöhnen, ohne dabei Schmerzen oder Unbehagen auszulösen. Anfangs kann es sein, dass nur ein Teil des Dilatators eingeführt werden kann – das ist völlig normal. Wichtig ist, langsam vorzugehen, auf die Signale des Körpers zu achten und durch tiefes Atmen die Muskulatur zu entspannen. Mit der Zeit kann man zu größeren Dilatoren übergehen, bis das gewünschte Ziel erreicht ist.
Fazit
- Vaginismus ist eine unwillkürliche Kontraktion der Vaginalmuskulatur, die Penetration erschwert oder verhindert.
- Er kann das sexuelle und emotionale Leben erheblich beeinträchtigen, mit Folgen für das Selbstwertgefühl und die Partnerschaft.
- Die Störung hängt nicht mit der Vaginalgröße oder einer „engen Vagina“ zusammen.
- Sie wird durch gynäkologische Untersuchung und die Symptombeschreibung der Patientin diagnostiziert.
- Vaginismus ist nicht angeboren, sondern entwickelt sich im Laufe des Lebens aus körperlichen und/oder psychischen Gründen.
- Die Behandlung erfordert in der Regel einen multidisziplinären Ansatz, bestehend aus psychologischer Betreuung, physiotherapeutischen Beckenbodenübungen und sexueller Aufklärung.
Dr. Clara Colomé
Gynäkologin und Direktorin von IVI Mallorca
Dr. Colomé hat Humanmedizin an der Universität Barcelona studiert und ihre Facharztausbildung für Gynäkologie und Geburtshilfe am Universitätskrankenhaus USP Dexeus abgeschlossen. Sie absolvierte zusätzliche Weiterbildungen in endokrinologischer Gynäkologie, Kolposkopie und Ultraschalldiagnostik und beteiligte sich an einem Forschungsprojekt zu starken vaginalen Blutungen in der Pubertät. Ihren Master in Reproduktionsmedizin absolvierte sie am IVI. Seit 2022 ist sie Leiterin von IVI Mallorca und betreut unter anderem auch internationale Patientinnen.
Bibliografie:
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