Was tun, wenn man Mutter werden möchte, aber erst einmal etwas im Beruf erreichen will? Was tun, wenn eine Krebsbehandlung ein Ovarialversagen nach sich zieht, aber noch ein Kinderwunsch besteht? Was tun, wenn man ein zweites Kind plant, aber eine weitere Eizellentnahme verhindern möchte? Viele Fragen, auf die es eine Antwort gibt: eine Vitrifikation von Eizellen zur Erhaltung der Fruchtbarkeit. Diese hochmoderne Technik führte IVI 2007 als erste Klinik in Europa ein. Nach mehr als zehn Jahren Erfahrung ist das ultraschnelle Einfrieren von Ei- und Samenzellen inzwischen eine Standardleistung in unseren IVI-Kliniken. Bei der Vitrifikation handelt es sich um eine Technik, die das Einfrieren und Lagern von Zellen und Gewebe erlaubt, die ohne Beeinträchtigung konserviert und wieder aufgetaut werden können. Die Vitrifikation von Eizellen, Blastozysten und Embryonen ist fester Bestandteil unserer Kinderwunschbehandlungen. In diesem Blog erklären wir Schritt für Schritt dieses Kühlverfahren, warum die Vitrifikation so sicher ist und welche Vorteile sie hat.
Erfolge mit vitrifizierten Eizellen
Während das Einfrieren von Samenzellen schon seit rund 60 Jahren durchgeführt wird, ist die Vitrifikation von Eizellen ein relativ junges Verfahren, das wir vor gut zehn Jahren in unseren IVI-Kliniken etabliert haben. Die äußerst positiven Erfahrungen während dieser Zeit haben dazu geführt, dass beispielsweise die Behandlung mit einer Eizellspende nicht nur mit frischen, sondern auch mit vitrifizierten Eizellen der Spenderinnen erfolgen kann. Zumal wir festgestellt haben, dass sich mit den tiefgefrorenen dieselben klinischen Ergebnisse erzielen lassen wie mit frisch gewonnenen. Es gibt also kaum Unterschiede in den Schwangerschaftsraten.
Die Entwicklung der Kryokonservierung
Die Eizelle gehört zu den größten Zellen im menschlichen Körper und besteht u. a. aus einer Hälfte des genetischen Erbmaterials und sehr viel Zellwasser. Dieses Zellwasser droht bei der herkömmlichen Kryokonservierung (auch „slow freezing“ genannt) zu kristallisieren. Denn der Einfrierungsvorgang dieses Verfahrens dauert rund 120 Minuten. In dieser Zeit werden die Eizellen von + 20 Grad auf – 196 Grad heruntergekühlt. Diese lange Kühlzeit birgt jedoch hohe Risiken. Die Bildung von Eiskristallen ist fast unvermeidlich und kann zu irreparablen Schäden in den Zellen führen.
In Sekundenbruchteilen tiefgefroren
Um das zu verhindern, wurde die Vitrifikation entwickelt. Dank dieses Verfahrens werden Eizellen innerhalb von Sekundenbruchteilen von + 20 Grad auf -196 Grad tiefgefroren. Damit diese schonungsvolle Methode funktioniert, muss das Zellwasser in der Eizelle dehydriert werden. Die Flüssigkeit wird nun durch hoch konzentrierte Kryoprotektiva (Gefrierschutzmittel) ersetzt. Die schädigende Bildung von Eiskristallen kann dadurch verhindert werden. Diese Mittel schützen die Zellmembrane und sichern damit das Überleben der Eizellen. Anschließend werden die Zellen in ein Sicherheitsröhrchen (Straw) gegeben, etikettiert und in einem Stickstofftank gelagert. Stickstoff ist ein unbewegliches Gas und daher ganz besonders geeignet, weil bei diesen Temperaturen sämtliche biologischen Aktivitäten gestoppt werden, also auch biochemische Reaktionen, die einen Zelltod auslösen könnten.
Schonender Aufbauprozess
Sobald der Zeitpunkt zum Einsatz vitrifizierter Eizellen feststeht, beginnt der Auftauprozess. Die Eizellen werden auf Körpertemperatur erwärmt, das Gefrierschutzmittel wird ausgewaschen und Wasser hinzugefügt. Drei bis vier Stunden später ist die Eizelle bereit für eine Vereinigung mit den Samenzellen. Nach der Befruchtung erfolgt die Reifung im Brutkasten. Befindet sich die Eizelle am fünften Tag im Blastozystenstadium, wird der Embryo in die hormonell vorbereitete Gebärmutter transferiert. IVI gibt dem Single Embryo Transfer (SET) den Vorzug. Zum einen, um den Embryo mit den besten Entwicklungschancen auswählen zu können. Zum anderen, um Mehrlingsschwangerschaften möglichst zu vermeiden.
Je mehr vitrifizierte Eizellen, desto besser
Wie viele Eizellen man vitrifizieren kann, hängt von der Follikelproduktion ab. In der Regel genügen acht tiefgekühlte Eizellen, um eine Kinderwunschbehandlung erfolgreich abzuschließen. Andererseits erhöht eine größere Anzahl von Eizellen auch immer die künftigen Erfolgschancen. Es gibt zudem Patientinnen, bei denen trotz Hormonstimulierung nur wenige Eizellen pro Zyklus heranreifen, sodass möglichst viele Eizellen vitrifiziert werden sollten, um den Erfolg der assistierten Reproduktion nicht zu gefährden. Vitrifizierte Eizellen lassen sich übrigens zeitlich unbegrenzt aufbewahren. Es gibt keinerlei wissenschaftliche Hinweise darauf, dass die Qualität der Eizellen mit der Zeit abnimmt. Wer mit 25 Jahren seine Eizellen einfrieren lässt, kann sicher sein, dass sie auch zehn Jahre später weder an Qualität noch an Wirksamkeit eingebüßt haben.
Hochmodern, effektiv und sicher
Mit diesem hochmodernen äußerst effektiven Verfahren wurden die Überlebenschancen von Eizellen deutlich verbessert. Allein 90 % der Eizellen überleben den Vitrifikationsprozess und sogar 98 % das Auftauverfahren. Dabei muss natürlich bedacht werden, dass man die besten Ergebnisse erzielt, je früher die Eizellen für eine Vitrifikation entnommen werden. Ideal ist eine Eizellentnahme vor dem 35. Lebensjahr. Danach sinkt nicht nur die Produktion von Eizellen rapide ab, sondern auch deren Qualität.
Eine perfekte Vitrifikation erfordert hoch qualifizierte Mediziner
Damit eine Vitrifikation gelingt, bedarf es hoch qualifizierter Spezialisten im Labor, die den Vorgang akribisch durchführen. Das hauptsächliche Risiko einer Vitrifikation besteht darin, dass sich das Gefrierschutzmittel in den Zellen ungleich verteilen könnte. Sind die Eizellen dem Gefrierschutzmittel zu kurz ausgesetzt, kann nicht das gesamte Wasser dehydriert werden. In diesem Fall ist die Gefahr der Eiskristallbildung, die die Zellen zerstören können, groß. Werden andererseits die Eizellen dem Gefriermittel zu lange ausgesetzt, kann das zu Vergiftungserscheinungen führen. Die Folge: Eizellen lassen sich später nicht befruchten oder es kommt zu einer anormalen Zellteilung.
Wer von einer Vitrifikation profitiert
Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, die für eine Vitrifikation sprechen. Wann sollte man sie in Erwägung ziehen und für welche Frauen ist sie geeignet?
- Wenn Sie die Mutterschaft, aus welchen Gründen auch immer, aufschieben möchten.
- Falls Sie bereits ein Kind haben, aber in ein paar Jahren ein weiteres planen und eine erneute Eizellentnahme umgehen möchten.
- Patientinnen, bei denen wir nicht sofort nach der Follikelstimulierung einen Embryotransfer empfehlen, sondern während eines späteren Zyklus. Fehlende Samenzellen, das Auftreten von Polypen, ein Stau im Eileiter (Hydrosalpinx) oder ein Rückstau in der Gebärmutter (Hydrometra) können Gründe für eine Verschiebung des Transfers sein.
- Wenn der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) nach einer Hormonstimulation nicht optimal verläuft, sodass der Embryotransfer verschoben werden muss.
- Krebspatientinnen, deren Fruchtbarkeit durch Bestrahlung und Chemotherapie stark gefährdet oder gar zerstört wurde.
- Frauen, die mehrere chirurgische Eingriffe an den Ovarien hatten, wie etwa im Fall einer Endometriose.
- Falls eine Präimplantationsdiagnostik (PID) geplant ist und Patientinnen trotz Hormonstimulierung nicht genügend Eizellen produzieren oder keine ausreichende Anzahl zur Verfügung steht.
- Sollte die Patientin nach einem ersten gescheiterten Versuch einer In-vitro-Fertilisation so schnell wie möglich einen erneuten Versuch mit anderen Embryonen durchführen wollen.
- Bei einer IVF in Verbindung mit einem Preimplantation Genetic Screening (PGS). Mit dieser Chromosomenanalyse werden genetisch gesunde transfergeeignete Embryonen erkannt. Ein PGS wird mittels Biopsie im Blastozystenstadium durchgeführt (5. oder 6. Labortag). Danach werden die Embryonen tiefgefroren, bis das Ergebnis vorliegt. Die restlichen, qualitativ hochwertigen Embryonen werden für einen späteren Befruchtungszyklus vitrifiziert.
- Im Falle einer Geschlechtsumwandlung
Vorbereitung auf eine Vitrifikation
Für eine Vitrifikation ist eine größtmögliche Anzahl an Eizellen erforderlich. Daher wird bei der assistierten Reproduktion eine Hormonstimulation durchgeführt. Sie ist erforderlich bei einer künstlichen Insemination, der In-vitro-Fertilisation, einer Eizellspende, bei der IVF Genetic und zur Erhaltung der Fruchtbarkeit. Diese ovarielle Stimulation ist in unseren Kliniken ein Routineverfahren und dient der Verbesserung der Eizellreifung.
Blutanalyse als ersten Schritt
Als erster Schritt erfolgt eine Blutanalyse, um die Hormonsituation auszuloten. Welches Fruchtbarkeitspotenzial vorliegt, ergibt sich aus folgenden Hormonen: Follikelstimulierende Hormone (FSH), Estradiol (Östrogen), Progesteron (Gelbkörperhormon), Anti-Müller-Hormon (AMH). Den besten Hinweis auf die ovariellen Reserven gibt der AMH-Wert. Dieser Wert muss allerdings mehrfach bestimmt werden, da er schwankt. Mit Ultraschall lässt sich der Zustand der Eierstöcke bestimmen, woraus sich der Zeitpunkt der hormonellen Stimulation ergibt. Den Bluttest nutzen wir im Übrigen auch dazu, um Infektionskrankheiten festzustellen.
Hormonbehandlung mit Tabletten und Injektionen
Für die Hormonbehandlung favorisieren wir eine Kombination aus Tabletten und Injektionen. Wir besprechen mit Ihnen, welches Medikament für Sie infrage kommt. Die Stimulationsphase dauert zwischen 10 und 20 Tagen und ist abhängig davon, wie die Patientin auf die Hormontherapie anspricht. Die Entwicklung wird per Ultraschall kontrolliert. Im Blut werden die Östradiol-Werte bestimmt, um Wachstum und Entwicklung der Follikel (Eibläschen, in denen die Eizellen heranreifen) zu überprüfen. Die Eizellentnahme erfolgt 24 bis 48 Stunden nach der letzten Hormongabe. Eine spezielle Nadel, die die Flüssigkeit aus den Follikeln abzieht, in denen sich die Eizellen befinden, wird in die Scheide eingeführt. Der Eingriff erfolgt unter einer leichten Vollnarkose und dauert etwa 15 Minuten. Die gereiften Eizellen, die sich am besten entwickelt haben, können nun vitrifiziert werden und stehen für eine Kinderwunschbehandlung zur Verfügung.
Wenn Sie sich für die Kosten einer Vitrifikation interessieren, können Sie sich auf unserer Website informieren. Außerdem steht Ihnen Ihre persönliche Betreuerin jederzeit für Fragen zur Verfügung.
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