Chlamydien gehört inzwischen zur häufigsten Geschlechtskrankheit weltweit und ist besonders tückisch. Sie verursacht kaum oder so gut wie keine Krankheitssymptome und wird daher leicht übersehen: die Chlamydien-Infektion.
Die Folgen einer Chlamydien-Infektion sind verheerend, wenn sie nicht oder zu spät behandelt wird. Zu den dramatischsten Auswirkungen gehört sicherlich die Unfruchtbarkeit bei Frauen und Männern. Wird bei Schwangeren die Geschlechtskrankheit diagnostiziert, drohen Fehlgeburten und eine Übertragung während der Geburt auf den Säugling. In diesem Blog erfahren Sie alles über diese Geschlechtskrankheit. Die erfahrenen Mediziner unserer IVI-Kliniken klären Sie auf über die Ansteckungswege, über Infektion und Vermehrung, Vorbeugung, Symptome, Früherkennung, Diagnose, Therapie und die Folgen einer Nichtbehandlung.
Was sind Chlamydien?
Chlamydien sind Bakterien der Art Chlamydia trachomatis, die vor allem Schleimhäute befallen – etwa im Genitalbereich, in den Harnwegen, im Rachen, im Analbereich, in den Augen oder sogar in den Atemwegen.
Bei sexuell übertragbaren Krankheiten wie Syphilis, Gonorrhoe, Genitalherpes oder Genitalwarzen waren die Zahlen dank Aufklärung und dem Gebrauch von Kondomen zumindest in den Industrienationen rückläufig. Das hat sich allerdings geändert, da vor allem viele junge Menschen inzwischen beim Geschlechtsverkehr leichtsinnigerweise auf Kondome verzichten. Besonders riskant ist das für Personen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern. In die Reihe der bislang bekannten Geschlechtskrankheiten kam vor rund 15 Jahren noch die Chlamydien-Infektion hinzu. Bis dahin war diese Erkrankung eine Seltenheit in den Arztpraxen. Die Fälle konnten die Mediziner an einer Hand abzählen. Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge infizieren sich derzeit jährlich 89 Millionen Menschen weltweit mit genitalen Chlamydien. In Europa wird die Zahl auf mehr als 1,7 Millionen geschätzt. Genaue Zahlen fehlen, da die Infektionskrankheit nicht meldepflichtig ist.
Harnwege und Geschlechtsorgane werden von der Bakterienart Chlamydia trachomatis, aus der Familie der Chlamydiaceae, befallen. Schätzungsweise sind weltweit rund 10 Prozent der Bevölkerung, Frauen und Männer, von dieser sexuell übertragbaren Erkrankung (Sexually Transmitted Disease, kurz STD) betroffen.
Symptome von Chlamydien
Die Inkubationszeit der Krankheit beträgt eine bis drei Wochen. Danach können Symptome einer Chlamydien-Infektion auftreten. Sehr häufig bleiben aber auch jegliche Symptome aus oder sie zeigen sich in nur sehr abgeschwächter Form, sodass ihnen keine Bedeutung beigemessen wird. Manchmal werden die Symptome mit anderen Erkrankung in Zusammenhang gebracht. Das macht diese Geschlechtskrankheit so tückisch. Daher sollte man aufmerksam seinen Körper beobachten und selbst bei minimalen Anzeichen einen Arzt aufsuchen.
Die verschiedenen Symptome bei Frauen:
- Eitrige Harnröhrenentzündung
- Starker, auch eitriger Ausfluss
- Brennen und Jucken beim Wasserlassen (wird häufig als Blasenentzündung gedeutet)
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
- Zwischenblutungen
- Fieber und starke Unterleibsschmerzen, wenn sich die Chlamydien bereits in den Eierstöcken, Eileitern und Gebärmutter angesiedelt haben
Spätfolgen und Komplikationen
Bleibt eine Chlamydien-Infektion unbehandelt, breiten sich die Erreger über den Harntrakt auf die Geschlechtsorgane aus und können beispielsweise zu einer Bartholinitis führen. Hierbei handelt es sich um eine Entzündung der Bartholindrüsen (Scheidendrüsen), die sich im hinteren Bereich der großen Schamlippen befinden. Die Entzündung ist sehr schmerzhaft und blockiert durch eine Eiteransammlung häufig den Ausgang der Scheidendrüsen. Aus dieser Infektion heraus kann es zu einer Gebärmutterhalsentzündung, einer Eileiter- und schließlich zu einer Eierstockentzündung kommen. Werden die Eileiter durch die Chlamydien-Infektion verklebt, droht Unfruchtbarkeit. Europaweit sind laut Schätzungen hunderttausende von Frauen aufgrund einer Chlamydien-Infektion unfruchtbar. Bei Frauen, die mit Chlamydien infiziert sind, bestehen zudem erhöhte Risiken für Bauchhöhlen- oder Eileiterschwangerschaften sowie für Früh- und Fehlgeburten. Es kommt auch oft zu einem vorzeitigen Sprung der Fruchtblase.
Das Reiter-Syndrom
Gelegentlich erkranken Betroffene, die unter einer Chlamydien-Infektion leiden oder gelitten haben, Wochen später an einer reaktiven Arthritis. Dabei handelt es sich um eine Gelenkentzündung als Reaktion auf eine gelenkferne Infektion, wie das bei einer Chlamydien-Infektion der Fall ist. Es sind vor allem junge Männer betroffen. Sie leiden unter Gelenkschwellungen und -schmerzen und verspüren eine Wärmeentwicklung vor allem an Schulter, Ellbogen, Knie und Hüfte. Im Verlauf dieser Gelenkentzündung, die mit Fieber verbunden ist, kann es zu weiteren Entzündungsreaktionen der Augen oder Harnröhre kommen. Beim Auftreten aller drei Entzündungsformen spricht man vom sogenannten Reiter-Syndrom, benannt nach dem deutschen Arzt Hans Reiter.
Was verursacht Chlamydien?
Die Chlamydien-Infektion wird durch das Bakterium Chlamydia trachomatis verursacht. Diese Erreger besitzen verschiedene Untergruppen (Serotypen), die unterschiedliche Erkrankungen auslösen:
- Serotypen A–C: Augeninfektionen (Trachom) – v. a. in Entwicklungsländern
- Serotypen D–K: Genitalinfektionen, Harnwegsinfektionen, Gelenkentzündungen – häufig in Industrieländern
- Serotypen L1–L3: Lymphogranuloma venereum (seltene Geschlechtskrankheit mit Lymphknotenschwellung) – v. a. in Südamerika, Afrika, Asien
Können Chlamydien nur sexuell übertragen werden?
Eine Infektion mit den Bakterien Chlamydia trachomatis findet über die Schleimhäute der Harnwege und Geschlechtsorgane, des Rachens, des Analbereichs, der Augen oder der Atemwege statt. Insbesondere der direkte Kontakt mit infizierten Schleimhäuten wie denen der Scheide, des Rektums oder der Harnröhre birgt ein hohes Infektionsrisiko. Auch mit Körperflüssigkeiten wie Sperma, Vaginalsekret oder Urin werden die Bakterien übertragen. Da Chlamydien hoch ansteckend sind, genügt bereits ein ungeschützter Kontakt mit infizierten Schleimhäuten. Hauptübertragungsweg ist jede Form des Geschlechtsverkehrs:
- Vaginal-, Anal- oder Oralverkehr, Vagina-zu-Vagina Kontakt
- Petting und/oder Vorspiel
- Spermaübertragung kann bei Berührung mit den Augen zu einer Bindehautentzündung führen
- Selbstansteckung durch eigene infizierte Schleimhäute
- Gemeinsame Benutzung von Sexspielzeug
Diagnose
Bei Verdacht auf eine Infektion mit Chlamydien des Serotyps D bis K nimmt der Arzt einen Abstrich des Gebärmutterhalses bei der Frau und beim Mann einen Abstrich der Harnröhre. Bei Männern nutzt man häufig auch einen Urintest, um den Erreger festzustellen. Im Labor wird anhand einer molekularbiologischen Methode nachgewiesen, ob sich darin genetisches Material von Chlamydia trachomatis befindet. Ebenso geben Blutproben Hinweise auf das Vorhandensein von Chlamydienbakterien. Aber selbst wenn sich Antikörper finden lassen, sagt der Nachweis noch nichts über den Zeitpunkt der Infektion aus.
Außerdem muss berücksichtigt werden, dass es ein paar Wochen dauern kann, bis das Immunsystem Antikörper gegen die Bakterien bildet. Sollte der Test negativ ausfallen, heißt das also nicht zwangsläufig, dass keine Infektion vorliegt. Die sicherste Methode ist daher der Abstrich. Lässt sich darin das Erbgut des Erregers finden, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Chlamydien-Infektion. Bis das Testergebnis vorliegt, dauert es in etwa fünf Tage.
Behandlung
Eine Chlamydien-Infektion lässt sich meist gut mit Antibiotika aus der Gruppe der Tetrazykline oder Makrolide behandeln. Bei Schwangeren und Kindern dürfen sie allerdings nicht eingesetzt werden. Daher weicht man bei ihnen auf den Wirkstoff Erythromycin aus. Wird die Krankheit früh genug entdeckt, heilt sie in aller Regel ohne bleibende Schäden aus. Und je früher die Behandlung beginnt, desto kürzer ist die Therapie.
Neben Therapien, die von mehreren Tagen bis zu zwei Wochen dauern, gibt es auch Einmaltherapien. Ganz wichtig: Die Partner müssen ebenfalls behandelt werden, sonst kommt es zum Pingpong-Effekt, da die Infektionskette nicht unterbrochen wird. Wenn es irgendwie möglich ist, sollten sich auch alle Sexualpartner der vergangenen zwei Monate einer Behandlung mit Antibiotika unterziehen. Ein weiterer wichtiger Punkt: Kein Geschlechtsverkehr während der gesamten Antibiotikabehandlung! Bei den Einmaltherapien wird eine anschließende Enthaltsamkeit von mindestens sieben Tagen empfohlen.
Um ganz sicherzugehen, dass die Behandlung auch wirklich erfolgreich war, ist es sinnvoll, drei Wochen nach Therapieende einen erneuten Abstrich machen zu lassen.
Bei einer nicht therapierten Chlamydien-Infektion steigen die Bakterien hoch durch die Harnröhre in die Prostata, möglicherweise auch in die Nebenhoden. Daraufhin entwickelt sich eine äußerst schmerzhafte Entzündung. Als Spätfolge kann es durch die Prostataentzündung zu einer Unfruchtbarkeit kommen. Bei Männern besteht außerdem das Risiko, sich mit der Immunschwächekrankheit HIV zu infizieren, wenn die Infektion mit Chlamydien unbehandelt bleibt. Häufiger als bei Frauen wird eine reaktive Arthritis diagnostiziert. Auch hier kann sie in Kombination mit einer Bindehaut- und Harnröhrenentzündung auftreten.
Können Chlamydien bei der Geburt auf das Kind übertragen werden?
Eine mit Chlamydien infizierte Schwangere kann bei der Geburt die Bakterien an ihr Baby weitergeben, was zu Lungen- und Bindehautentzündung führen und unter Umständen in einer Blindheit endet. Eine Ansteckung ist auch über Badetücher und den Toilettenrand möglich, wenn dort sehr große Mengen an Chlamydien vorhanden sind. Selten, aber auch möglich ist die sogenannte Schwimmbadkonjunktivitis, die durch Chlamydien im Wasser verursacht wird.
Wie kann man Chlamydien vorbeugen?
Grundsätzlich ist ein Kondom der sicherste Schutz vor einer Chlamydien-Infektion. Das gilt für jede Art von Geschlechtsverkehr, ob oral, vaginal oder anal. Auch das Vorspiel sollte nicht ohne Kondome stattfinden. Bei der Verwendung von Sexspielzeugen bieten Kondome ebenfalls Schutz vor Chlamydien. Um das Infektionsrisiko zu senken, sollte man seine Sexualpartner so selten wie möglich wechseln. Und dennoch bieten auch die Kondome keinen hundertprozentigen Schutz, da die Ansteckung eben nicht nur beim Geschlechtsverkehr erfolgt. Wie bereits erwähnt, kann eine Übertragung von der Mutter bei der Geburt auf den Säugling stattfinden.
Sollte bei Ihnen aufgrund einer Chlamydien-Infektion Unfruchtbarkeit diagnostiziert worden sein, können Sie sich vertrauensvoll an eines unserer IVI-Kinderwunschzentren wenden. Unsere Experten erklären Ihnen Möglichkeiten, Therapien und Behandlungsmethoden wie etwa In-vitro-Fertilisation (IVF), Eizellspende, künstliche Insemination oder IVF Genetic (IVF-PGT-A), die Ihnen trotz Unfruchtbarkeit zum Wunschkind verhelfen können.
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