Ein gesunder pH-Wert ist für die Scheidenflora zur Abwehr von Erregern unverzichtbar. Er ist normalerweise leicht sauer und liegt, wenn man den pH-Wert der Scheide misst, zwischen 3,8 und 4,4. In diesem Milieu können möglicherweise krank machende Bakterien nicht überleben. Liegt der pH-Wert darüber, ist dies ein Hinweis auf ein Missverhältnis und das Vorliegen einer Störung der Scheidenflora. Wenn der pH-Wert aus dem Gleichgewicht gerät, können Erkrankungen wie bakterielle Vaginosen oder Pilzinfektionen die Folge sein.
Wie ist die Scheidenflora aufgebaut?
Bei einer gesunden Scheidenflora sind die Schleimhäute der Scheide von gesunden, lebenden Keimen besiedelt. Etwa 100 Millionen dieser Keime finden sich in jedem Milliliter Scheidensekret. Diese Mikroorganismen, insbesondere Milchsäurebakterien (Laktobazillen), bauen Glykogen, eine Art biologischen Speicherzucker, in abgeschilferten Hautzellen der Scheidenschleimhaut ab und wandeln es in Milchsäure um. Diese hat einen sauren pH-Wert, der verhindert, dass krank machende Keime wachsen, sich vermehren und Infektionen auslösen können. Insgesamt fünf bis acht verschiedene Milchsäurebakterien-Stämme sind in einer gesunden Scheidenflora zu finden. Besonders wichtig sind die Milchsäurebakterien Lactobacillus acidophilus und Lactobacillus gasseri.
Auch Streptokokken, Enterobakterien, Staphylokokken und Pilze finden sich in der Scheide. Ist der pH-Wert der Scheide sauer, mit einem Wert von unter 4,5, und die Scheide gesund, sind diese allerdings in einer geringen Zahl vorhanden. Gerät der pH-Wert der Scheide aus dem Gleichgewicht, können sie sich vermehren. Die Folge können Infektionen mit dem Hefepilz Candida albicans, Streptokokken, Chlamydien oder Bakterien wie Gardnerella sein, die eine bakterielle Vaginose (Scheideninfektion) auslösen können.
Meist zeigt sich eine solche Infektion durch einen veränderten Ausfluss. Normaler Ausfluss ist meist nahezu geruchsneutral und milchig oder klar. Ein Juckreiz oder Brennen, eine krümelige Konsistenz oder auch unangenehmer Geruch des Ausflusses deuten auf eine Scheideninfektion hin.
Was sind mögliche Ursachen für ein pH-Ungleichgewicht in der Scheide?
Ob eine Störung vorliegt, kann durch einen einfachen pH-Test des Scheidenmilieus festgestellt werden. Ist der pH-Wert der Scheide zu hoch, kann dies folgende Ursache haben:
- Ungeschützter Geschlechtsverkehr, insbesondere mit wechselnden oder neuen Partnern
- Grunderkrankungen wie Diabetes
- Die Einnahme von Medikamenten wie Antibiotika, Kortison oder hormonellen Verhütungsmitteln
- Hormonelle Schwankungen: Der pH-Wert der Scheide ist in einer Schwangerschaft verändert, auch in der Pubertät oder in den Wechseljahren kann es zu Änderungen des pH-Werts kommen
- Eine ungünstige Intimhygiene kann die Scheidenflora stören, insbesondere wenn der Intimbereich mit Seife in Berührung kommt
- Auch Stress kann ein Ungleichgewicht des pH-Werts der Scheide begünstigen
Wie kann der pH-Wert der Scheide wieder hergestellt werden?
Diagnose und Behandlung sollten in jedem Fall mit einem Arzt oder einer Ärztin abgeklärt werden. Bei einer vorhandenen bakteriellen Infektion sind oft Antibiotika das Mittel der Wahl. Präbiotika und Probiotika können zum Stärken der Scheidenflora zum Einsatz kommen, sowohl vorbeugend als auch in Kombination mit oder nach einer Behandlung mit Antibiotika.
- Probiotika sind lebende Mikroorganismen, überwiegend Milchsäurebakterien. Sie werden eingesetzt, um schädliche Bakterien aus der Scheide zu verdrängen und wieder eine gesunde Scheidenflora aufzubauen. Meist werden sie in Form von Kapseln zum Schlucken oder als Vaginalzäpfchen verabreicht.
- Bei Präbiotika handelt es sich um unverdauliche Lebensmittelbestandteile wie die Ballaststoffe Inulin oder Oligofruktose, die das Wachstum von Milchsäurebakterien fördern.
Was kann man für einen gesunden pH-Wert in der Scheide tun?
Neben einer gesunden Lebensweise und einer Ernährung, die einen leicht sauren pH-Wert der Scheide fördert, können folgende Maßnahmen dabei unterstützen, die Scheidenflora gesund zu halten.
- Beim Toilettengang immer von vorn nach hinten wischen, damit keine Darmbakterien in den vaginalen Bereich gelangen.
- Das Tragen von Baumwollunterwäsche.
- Wäsche, die mit dem Intimbereich in Berührung kommt, sollte bei 60 °C gewaschen werden.
- Auf Intim-Deodorants, parfümierte Binden oder Slipeinlagen mit Duft verzichten.
- Ein regelmäßiges Wechseln von Tampons oder Menstruationstassen; beide sollten jeweils nicht länger als sechs bis acht Stunden in der Scheide sein. Achten Sie beim Wechseln auf saubere Hände und reinigen Sie Menstruationstassen gründlich mit Wasser, bevor Sie sie erneut einsetzen. Nach der Periode sollten Menstruationstassen mit Wasser ausgekocht werden.
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