Die Schilddrüse ist die hormonelle Steuerzentrale des Körpers. Ihre Funktionsfähigkeit hat Einfluss auf die Fertilität. Deswegen ist die Abklärung und Behandlung von Schilddrüsenfunktionsstörungen ein wichtiger Bestandteil der Reproduktionsmedizin.
Wenn die Schilddrüse nicht richtig arbeitet, werden zwar die wichtigsten Bereiche, wie z.B. das Herz, weiterhin versorgt, aber andere weniger. Es kann also auch den Kinderwunsch beeinträchtigen, indem es zu Zyklusproblemen oder gar zu Fehlgeburten kommen kann.
Schilddrüse und Fruchtbarkeit
Eine Fehlfunktion der Schilddrüse kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Besonders häufig sind Frauen im reproduktiven Alter von Hypothyreose betroffen. Schätzungen zufolge leiden etwa 5% der Bevölkerung in Deutschland an dieser Störung.
Die Schilddrüse und der Menstruationszyklus
Wenn wir uns auf die weibliche Fruchtbarkeit konzentrieren, kann Hypothyreose unregelmäßige Zyklen oder sogar Amenorrhoe (Ausbleiben der Menstruation) verursachen.
Schilddrüsenfunktion und Eisprung
Es kann auch vorkommen, dass während eines Menstruationszyklus keine Ovulation stattfindet, was eine natürliche Schwangerschaft erschwert. Zusätzlich hat die Schilddrüse direkten Einfluss auf die ovulatorische Funktion aufgrund der T3-Rezeptoren (Trijodthyronin), die in den Eierstöcken vorhanden sind.
Das Schilddrüsenhormon Thyroxin, auch T4 genannt, wirkt sich auf das luteinisierende Hormon (LH), das Prolaktin und die Höhe des sexualhormonbindenden Globulins aus. LH, auch Gelbkörperhormon genannt, sorgt dafür, dass Geschlechtszellen produziert werden und reifen, sowohl die von der Frau (Auslösen des Eisprungs).
Schilddrüsenüberfunktion und Unfruchtbarkeit
Bei der Schilddrüsenüberfunktion, der Hyperthyreose, sind die TSH-Werte hingegen erniedrigt. Im jungen Alter ist dafür häufig eine immunogene Überfunktion die Hauptursache, die mit Morbus Basedow einhergeht, einer chronisch Schilddrüsenentzündung (Autoimmunthyreopathie). Bei dieser Erkrankung werden Antikörper oder T-Zellen gegen das eigene Schilddrüsengewebe gerichtet. In einer Sonographie zeigt sich die Schilddrüse oft stark vergrößert.
Im höheren Alter ist ein autonomes Adenom (Schilddrüsengewebe, welches unkontrolliert Hormone produziert) die typische Ursache einer Überfunktion.
Symptome einer Überfunktion sind:
- Körperliche Unruhe, Herzrasen,
- Schlaflosigkeit
- Gewichtsabnahme, Haarausfall
- Wärmeintoleranz, übermäßige Schweißproduktion (Hyperhidrosis)
Fieber, Durchfall und Zyklusstörungen weisen auf schwere Hyperthyreose hin. Eine unbehandelte, manifeste Hypothyreose kann die Fertilität der Mutter negativ beeinträchtigen. Die Konzeptfähigkeit ist nachweislich gesenkt. Die Therapie einer manifesten Hyperthyreose ist immer erforderlich. Handelt es sich hingegen um eine latente Überfunktion, sind Beeinträchtigungen der Fruchtbarkeit und Schwangerschaft nicht behandlungsbedürftig. Die Ursache sollte nichtsdestotrotz abgeklärt werden.
Schilddrüsenerkrankungen und ihre Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit
Wie wir erklärt haben, sind die zwei Hauptpathologien, die mit der Schilddrüse in Verbindung stehen, Hyperthyreose und Hypothyreose, wobei Letztere die höhere Prävalenz bei Frauen aufweist.
Was den Hypothyreoidismus betrifft, so sehen wir im Bereich der Fruchtbarkeit bei Frauen häufig unregelmäßige oder sogar anovulatorische Zyklen. Das bedeutet, dass während eines Menstruationszyklus möglicherweise keine Ovulation stattfindet, was die Empfängnis erschwert.
Dies sind weitere Auswirkungen dieser hormonellen Störung auf die weibliche Fruchtbarkeit:
- Defekte in der Lutealphase, die die Implantation des Embryos beeinträchtigen können
- Erhöhtes Risiko für Fehlgeburten
- Auswirkungen auf die fetale Entwicklung
- Mögliche Verringerung der ovariellen Reserve
Aber nicht nur diese Erkrankung betrifft die weibliche Fruchtbarkeit, sondern auch die männliche. Hypothyreoidismus kann nämlich negative Auswirkungen auf die Spermienqualität haben. Dies kann zu einer Veränderung der Morphologie der Spermien führen und die Beweglichkeit beeinträchtigen. All dies resultiert in einer Verringerung der männlichen Fruchtbarkeit.
Schilddrüse und Fruchtbarkeit: Diagnose und Behandlung
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist der TSH-Wert, wie erläutert, häufig zu hoch. Bei Kinderwunsch und Schwangerschaft wird ab einer bestimmten TSH-Erhöhung (größer als 2,5 mlU/l) die Substitution (der Ersatz) des Schilddrüsenhormons empfohlen. Mit der Schilddrüsenhormonsubstitutionstherapie wird die Senkung dieses Wertes auf 1,0 mlU/l angestrebt. Besteht keine Schwangerschaft oder Kinderwunsch, sind die zu erreichenden Zielwerte andere. Bei einer frühzeitigen Einleitung einer Schilddrüsenhormontherapie kann das erhöhte Risiko einer Fehlgeburt deutlich reduziert werden.
Im ersten Schwangerschaftsdrittel kann eine vorübergehende Schwangerschaftshyperthyreose auftreten. Diese muss üblicherweise nicht behandelt werden. Handelt es sich aber nicht um diese HCG-induzierte Überfunktion, muss eine Therapie der manifesten Hyperthyreose mit Thyreostatika durchgeführt werden. Schilddrüsenknoten lassen sich nur durch eine Radiojodtherapie oder eine Operation heilen. Mit einer Schwangerschaft sollte idealerweise gewartet werden, bis ein Nachlassen eingetreten ist oder eine definitive Therapie durchgeführt wurde.
Tritt die Überfunktion in der Schwangerschaft auf, ohne dass es sich um die besagte Schwangerschaftshyperthyreose handelt, ist meistens auch eine Therapie in der Schwangerschaft erforderlich, um mütterliche und auch fetale Komplikationen zu vermeiden. Die Dosis von Thyreostatika sollte dann möglichst niedrig gewählt werden.
Jede Schwangere und Stillende sollte mit 150-200 µg Jodid pro Tag versorgt werden, sofern sie nicht an einer manifesten Schilddrüsenüberfunktion leidet.
Tipps zur Förderung der Fruchtbarkeit bei Schilddrüsenerkrankungen
Im Rahmen einer Kinderwunschbehandlung sollte die Schilddrüsenfunktion immer mit abgeklärt werden. Bei IVI gibt es spezielle Abteilungen für Endokrinologie, in denen Hormon- und Stoffwechselstörungen behandelt werden. Der Besuch beim Endokrinologen ist vor allem bei unregelmäßigen Regelblutungen, Störungen des Eisprungs oder auch bei Schwangerschaftsdiabetes anzuraten. Diese Erscheinungen können ihre Ursache in hormonellen Störungen haben. In 10 bis 23% der Fälle sind sie der Grund für Fehlgeburten. Neben Schilddrüsenfunktionsstörungen gehören dazu auch Fehlfunktionen männlicher und weiblicher Keimdrüsen (Eierstöcke/Hoden), das polyzystische Ovarsyndrom (PCOS), Hyperandrogenismus (Überschuss an männlichen Hormonen) sowie Typ 1- und Typ-2-Diabetes, Insulinresistenz und Fettleibigkeit.
Zusätzlich gibt es weitere nützliche Tipps, um die Auswirkungen von Schilddrüsenfehlfunktionen auf die Fruchtbarkeit zu minimieren:
- Gesunde und ausgewogene Ernährung
- Regelmäßige körperliche Aktivität
- Reduzierung des Konsums von Alkohol und Koffein sowie vollständiger Verzicht auf Tabak
Wenn du IVI für eine individuelle Untersuchung deines Falls kontaktieren möchtest, rufe uns an oder hinterlasse deine Daten im elektronischen Formular. Wir sind Experten für Unfruchtbarkeit und decken alle Dimensionen dieses Problems ab, um unseren Patienten zu helfen, ihren Traum von einem Kind zu verwirklichen.
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