Bleibt ein Paar ungewollt kinderlos, so liegt die Ursache in etwa der Hälfte aller Fälle in Fruchtbarkeitsproblemen des Mannes begründet. Entdeckt wird eine Unfruchtbarkeit beim Mann häufig erst bei einer Untersuchung des Samens in einem darauf spezialisierten Labor.
Mögliche Ursachen der Unfruchtbarkeit beim Mann
Mögliche Ursachen gibt es verschiedene. So kann sich etwa ein ungesunder Lebenswandel mit Übergewicht und Stress auf die Qualität der Spermien auswirken. Auch bestimmte Krankheiten, Nikotin, Drogen, Alkohol und schädliche Umwelteinflüsse wie Pestizide können der Fruchtbarkeit schaden, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Allerdings können auch geschlechtsspezifische Ursachen verantwortlich sein.
Die Spermien
Das Entstehen neuen Lebens ist ein komplexer Vorgang, in jedem einzelnen Schritt. Meist produziert ein unfruchtbarer Mann zu wenig gesunde, gut bewegliche Spermien. Ob dem so ist, kann eine Spermauntersuchung mit einem Spermiogramm klären. Um zeugungsfähig zu sein, sollte jeder Milliliter des Ejakulats (Spermienflüssigkeit) mindestens 15 Millionen Spermien enthalten, von denen 58 Prozent vital (lebend) sein müssen. Von diesen müssen mindestens 32 Prozent gut beweglich und 4 Prozent normal geformt sein.
Ursache: Störungen beim Spermientransport
Manchmal werden zwar ausreichend Spermien gebildet, die die oben genannten Voraussetzungen erfüllen. Aber diese können sich aufgrund von Störungen beim Spermientransport nicht mit der Samenzellenflüssigkeit vermischen. Dies kann der Fall sein, wenn die Samenwege ganz oder teilweise verschlossen oder nicht vollständig angelegt sind. Dann finden sich im Ejakulat zu wenige oder keine intakten Spermien, man spricht von einer obstruktiven Azoospermie.
Mögliche Lösung: In vielen Fällen lassen sich verschlossene Samenwege mikrochirurgisch öffnen, sodass die Zeugung auf natürlichem Weg erfolgen kann. Sollte dies nicht möglich sein, kann eine testikuläre Spermienextraktion (TESE) oder eine mikrochirurgische epididymale Spermienaspiration (MESA) durchgeführt werden. Hier entnimmt man Spermien aus den Hoden oder Nebenhoden, friert sie ein und bereitet sie für die künstliche Befruchtung auf.
Ursache: Unzureichender Harnblasenverschluss
In einigen Fällen ist die Ursache ein unzureichender muskulärer Verschluss zwischen Blase und Prostata. Dadurch kommt es zu einer sogenannten retrograden (rückwärtsgewandten) Ejakulation. Das bedeutet, dass der Samen bei einem Orgasmus nach innen in die Blase abgegeben und später mit dem Urin ausgeschieden wird. Die Ursache für einen unzureichenden Harnblasenverschluss können beispielsweise eine Operation an der Prostata, Diabetes mellitus oder Nervenschädigungen sein.
Mögliche Lösung: Sollte die retrograde Ejakulation selbst nicht behandelt werden können, besteht die Möglichkeit, die Spermien mit einem speziellen Verfahren aus dem Urin herausfiltern.
Ursache: Antikörper-Bildung
Bildet der Körper Antikörper gegen die eigenen Spermien und behandelt diese als Fremdkörper, spricht man von einer immunologischen Sterilität. Die Folge ist eine Autoimmunreaktion (Abwehrreaktion) gegen die eigenen Körperzellen. Das Immunsystem greift die Samenzellen an, indem es im Blut Antikörper (Abwehrstoffe) gegen sie bildet. Diese heften sich an die Spermien. Sie können sowohl ihre Beweglichkeit als auch die Fähigkeit beeinträchtigen, eine Eizelle zu erreichen und die Hülle zu durchdringen. Eine Beeinträchtigung muss erwartet werden, wenn etwa 50 Prozent der Spermien betroffen sind.
Weitere Ursachen
Bei etwa 25 bis 30 Prozent aller Fälle lässt sich eine Unfruchtbarkeit zwar feststellen, nicht aber ihre genaue Ursache. Man spricht dann von einer sogenannten idiopathischen Infertilität.
Die Bedeutung von Umwelteinflüssen wie Pestiziden, chlororganischen Verbindungen und anderen chemischen Stoffen, Schwermetallen, radioaktiver Strahlung oder Hitze kann nicht immer exakt geklärt werden. Eine schädigende Wirkung auf den menschlichen Körper ist ab einem bestimmten Maß unbestritten, allerdings lässt sich selten ein eindeutiger Einfluss auf die Fruchtbarkeit des Einzelnen nachweisen. Männer, die unter Unfruchtbarkeit leiden, sollten jedoch auch diese Faktoren in Betracht ziehen, wenn sie Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten suchen.
Eine Unfruchtbarkeit beim Mann kann auch durch Ejakulationsstörungen und Erektionsprobleme hervorgerufen werden.
Darüber hinaus können hormonelle und genetische Störungen die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen. Allgemeinerkrankungen von Nieren, Herz und Leber, verschiedene Stoffwechselstörungen und Alkohol-, Drogen- und Anabolikamissbrauch können in den Hormonhaushalt eingreifen und Prozesse in Gang setzen, die sich negativ auf die männliche Fruchtbarkeit auswirken.
Was kann man gegen Unfruchtbarkeit beim Mann tun?
Zunächst sollte eine Diagnose von einer spezialisierten Praxis oder einem auf Kinderwunsch spezialisierten Institut gestellt werden. Untersucht werden dabei unter anderem die Geschlechtsorgane und die Qualität der Spermien, oft wird auch eine Messung des Hormonspiegels vorgenommen. Im Anschluss wird eine geeignete Therapiemöglichkeit ermittelt und die Behandlung kann eingeleitet werden.
Dies kann unter anderem durch eine Änderung bestimmter Lebensgewohnheiten wie Ernährung und Bewegung erfolgen. Auch die Einschränkung von Nikotin und Alkohol sowie Stressabbau können zielführend sein. Weiterhin kann auch die Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs eine Rolle spielen. Ideal für die Zeugungsfähigkeit scheint Geschlechtsverkehr alle drei Tage zu sein.
Lässt sich die Ursache der Unfruchtbarkeit beim Mann nicht mit diesen Mitteln beheben, kommen auch folgende Behandlungsmöglichkeiten in Betracht:
- Extraktion des Samens
Wenn die Spermien zeugungsfähig sind, aber den Weg nach draußen nicht finden, kann eine testikuläre Spermienextraktion (TESE) eine Möglichkeit sein. Hierbei werden Spermien mittels Biopsie aus dem Hodengewebe entnommen.
- Künstliche Befruchtung
Mit den ausgewählten Spermien lassen sich verschiedene Techniken der künstlichen Befruchtung anwenden, damit der Kinderwunsch erfüllt werden kann:
- In-vitro-Fertilisation (IVF) – Reagenzglasbefruchtung
- Intrauterine Insemination (IUI) – eine Samenübertragung in die Gebärmutter
- Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) – dies ist eine Sonderform der IVF: Unter dem Mikroskop wird das Spermium direkt in das Zytoplasma der Eizelle injiziert
Sind diese Methoden nicht möglich oder bereits ausgeschöpft, kann auch eine künstliche Befruchtung mittels Spermaspende eine Lösung sein.
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