Sekundäre Sterilität ist eine der häufigsten Ursachen für Unfruchtbarkeit und betrifft etwa einen von 10 Kinderwunschpatienten*. Man spricht von sekundärer Sterilität, wenn eine Frau in der Vergangenheit bereits eine Schwangerschaft erzielt hat, sich das Paar danach aber länger als ein Jahr erfolglos um eine erneute Schwangerschaft bemüht. Dabei unerheblich ist, ob die erste Schwangerschaft erfolgreich mit der Geburt eines Babys verlaufen ist oder in einer Fehlgeburt endete.
Im Gegensatz zur sekundären steht die primäre Sterilität, bei der in der Vorgeschichte der Patient*innen noch keine Schwangerschaft erreicht wurde.
Wie unterscheiden sich Patient*innen, die unter einer primären Sterilität leiden von denen, die mit einer sekundären Unfruchtbarkeit kämpfen?
Es ist wichtig hervorzuheben, dass der Kinderwunsch sowohl bei primärer als auch sekundärer Unfruchtbarkeit gleich stark ist. Ebenso notwendig werden eine tiefgehende Voruntersuchung zur Feststellung der Ursachen sowie die Entscheidung über die angemessenste Art der Behandlung.
Im Klinikalltag erleben unsere erfahrenen Kinderwunschspezialisten häufig, dass es Paaren mit sekundärer Sterilität schwer fällt anzuerkennen, dass in ihrem Fall eine medizinische Ursache vorliegt, die die erneute Schwangerschaft verhindert. Die Tatsache, dass sie bereits Eltern sind, lässt sie glauben, es sei einfach, ein weiteres Kind zu bekommen. Andererseits ist aber auch beobachten, dass, sobald sie die medizinische Unterstützung für das Erzielen einer weiteren Schwangerschaft akzeptiert haben, sie einen ersten erfolglosen Versuch besser wegstecken als Erstgebärende. Das Kind, das zu Hause auf sie wartet, gibt ihnen Halt. Die Erfahrung einer Schwangerschaft, einer Geburt und der Erziehung eines Kindes schafft Vertrauen. Die Angst vor dem großen Unbekannten ist in ihrem Fall gemindert. Nichtsdestotrotz darf auch bei Paaren, die aufgrund einer sekundären Sterilität Hilfe bei einem Kinderwunschzentrum suchen, die psychologische Unterstützung während der Behandlung nicht vernachlässigt werden. IVI begleitet seine Patient*innen ganz nach ihren individuellen emotionalen Bedürfnissen.
Welche sind die hauptsächlichen Gründe dieser Form von Unfruchtbarkeit?
Die Ursachen für eine sekundäre Sterilität können vielfältig sein. Aber der Grund, der am schwersten wiegt, ist das Alter der Frau. Das Alter für die erste Mutterschaft hat sich in der heutigen Gesellschaft deutlich nach hinten verschoben. Wenn sich die Frauen dann weitere Kinder wünschen, sind sie oft Ende 30 oder haben das 40. Lebensjahr bereits überschritten. Was passiert in dieser Lebensetappe der Frau? Ihre Eizellreserve und mit ihr die Qualität der Oozyten haben sich drastisch verringert. Viele Frauen in diesem Alter erleben Unregelmäßigkeiten bei der Regelblutung.
Oftmals erlaubt es die soziale und ökonomische Situation der Frau nicht, eine weitere Mutterschaft eher in Angriff zu nehmen. Anreize und Unterstützung aus sämtlichen öffentlichen Bereichen wären wirkungsvolle Mittel, um das Thema mehrerer Kinder frühzeitiger anzugehen. Die Reproduktionsmedizin hat sich auf späte Mutterschaften eingestellt. Lässt sich die Geburt der eigenen Kinder vor dem 35. Lebensjahr der Frau –dies ist das Alter, in dem die Eizellreserve signifikant abzunehmen beginnt- nicht realisieren, so ist das rechtzeitige Einfrieren von Eizellen (zwischen 25 und 35) die beste Möglichkeit zur Erhaltung der eigenen Fruchtbarkeit.
Auch andere gynäkologische Konditionen, die im früheren Alter zu wenig Beeinträchtigungen führen, können mit der Zeit zu echten Hindernissen werden, wenn es um die Empfängnisbereitschaft geht. Dazu zählen z.B. verstärkte Symptome von Endometriose, Myome in der Gebärmutter, intrakavitäre Polypen oder zunehmende Störungen des Eisprungs.
Zu weiteren Krankheitsbildern, die eine erneute Schwangerschaft schwierig machen und die mit den Jahren zunehmen, zählen rheumatologische und degenerative Erkrankungen, Bluthochdruck sowie Diabetes.
Des Weiteren können Störungen der Fruchtbarkeit des Mannes Auslöser für eine sekundäre Sterilität sein. Auch bei Männern können sich mit fortgeschrittenem Alter vermehrt eine verminderte Samenqualität (betrifft die Menge und Motilität der Samenzellen), Erektionsprobleme, Bluthochdruck, Diabetes und andere Beeinträchtigungen zeigen.
Ein zusätzlicher Faktor, der sich negativ auf den weiteren Kinderwunsch auswirken kann, ist der Lebensstil eines Paares: wenig Bewegung, andauernder Stress, der überhöhte Konsum von Alkohol, Drogen und Tabak stehen dem Wunsch nach Geschwisterkindern im Wege.
Alle Faktoren also, die dem primären Kinderwunsch abträglich sind, beeinträchtigen auch den Wunsch nach weiteren Kindern. Das Alter kommt als erschwerender Umstand hinzu. Eine bewusste Umstellung hin zu einer gesunderen Lebensweise und das Akzeptieren der Notwendigkeit einer medizinischen Unterstützung bieten eine gute Ausgangsbasis, um den Traum von einer Familie mit mehreren Kindern wahr werden zu lassen.
*Die statistischen Erhebungen von IVI werden jährlich durch das unabhängige Prüfinstitut SGS gemäß ISO-Norm 19011 kontrolliert.
Die Informationen zu diesem Blog verdanken wir Dr. Ana Chueca von IVI Zaragoza. Die Gynäkologin spricht fließend Deutsch und betreut in ihrem Kinderwunschzentrum die Kinderwunschpatient*innen aus Deutschland.
1 Kommentar
Ein interessanter Artikel. Leider wird kein bisschen auf die Frauen eingegangen, die zwar mehrere SS erzielten, aber jedes Mal eine Fehlgeburt hatten. Da kommt ja wohl die Aussage vom Kraft gebenden Kind genausowenig hin wie der Hinweis, dass sie glauben, es sei einfach, weil es schon einmal geklappt hat. Eine Gruppe kurz gesagt, die bei den meisten Darstellungen völlig unter den Tisch fällt.