Alternative Wege beschreiten, um sich den heißersehnten Wunsch von einem eigenen Kind zu erfüllen, nach möglicherweise andauernden erfolglosen Versuchen, bedarf Nervenstärke, Durchhaltevermögen und positivem Glauben. Für diesen Blog haben wir die Gynäkologin Ana Chueca vom Kinderwunschzentrum IVI Zaragoza nach ihren Empfehlungen für die bestmögliche Vorbereitung auf die Kinderwunschbehandlung befragt.
Gesunder Lebensstil
Dr. Chueca rät zu einer sowohl körperlichen als auch geistigen Vorbereitung. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung ist dabei essentiell. Kost reich an Vitaminen und Spurenelementen gehört auf den Speiseplan, also viel Obst und Gemüse, dunkles Brot, Fisch und Geflügel, Hülsenfrüchte, Nüsse und Milchprodukte.
Sollte Übergewicht bei der zukünftigen Mutter bestehen, hilft die Reduktion zum Teil weniger Kilos, um die Empfängnisbereitschaft zu stärken. Zucker und Fette sind zu meiden. Gemäßigte sportliche Aktivitäten, z.B. Schwimmen, Spaziergänge, Yoga und Pilates, etwa 30 Minuten pro Einheit, 3 bis 4 Mal pro Woche, tragen zu einem guten Körpergefühl bei und lassen überflüssige Pfunde purzeln.
Giftstoffe wie Alkohol, Tabak und Drogen stören den weiblichen Hormonhaushalt und können zu unregelmäßigen Menstruationsblutungen, bis hin zur Anovulation (dem fehlenden Eisprung), führen. Auch der Konsum großer Mengen Koffein beeinflusst die Fruchtbarkeit und sollte reduziert werden.
Diese Empfehlungen gelten sowohl für den Mann als auch die Frau, denn auch die Fruchtbarkeit des Mannes, die Qualität und Quantität der Samenzellen, sind von einer ungesunden Lebensführung beeinträchtigt.
Bei der Voruntersuchung werden den Patient*innen auf ihren Fall angepasste Empfehlungen ausgesprochen. Bei Übergewicht raten die Spezialisten also zur Gewichtsabnahme, werden andere Störungen oder Unregelmäßigkeiten diagnostiziert, beginnt man mit entsprechenden Vorbehandlungen. Diese können z.B. bei Vitamin-D-Mangel oder Funktionsstörungen der Schilddrüse notwendig werden.
Emotionelle Vorbereitung
Es ist unentbehrlich, an den Erfolg einer Kinderwunschbehandlung zu glauben und positiv zu denken. In den Worten Dr. Chuecas, sollte man den Zeitraum der Behandlung als einen Marathon betrachten: Ein Erfolg stellt sich möglicherweise nicht beim ersten Versuch ein, es braucht Zeit. Der Stolz und die Freude des Marathonläufers beim Erreichen des Ziels entspricht, angewendet auf unseren Kontext, der überbordenden Freude und Glücksgefühl beim Erlangen einer Schwangerschaft und Geburt eines Babys.
Die IVI-Spezialisten wissen: Es ist leichter gesagt als getan, sich nicht von dem großen Kinderwunsch verrückt machen zu lassen und Ruhe zu bewahren. Jedoch ist es wichtig, entspannt zu bleiben und Stress zu vermeiden. Ruhepausen und Momente des Abschaltens sollten Platz im Alltag finden. Eine rege und ehrliche Kommunikation zwischen den Partnern oder, besonders auch im Fall von alleinstehenden Frauen, das Gespräch mit Vertrauenspersonen aus dem familiären Umfeld und Freundeskreis sind eine große Unterstützung.
Auch die Annahme professioneller Unterstützung verbessert das Wohlbefinden der Patient*innen in der Behandlung, was dem Erfolg sehr förderlich ist. Gemeinsam lassen sich Belastungsgrenzen herausarbeiten und Bewältigungsstrategien entwickeln. Dr. Chueca berichtet, dass beispielsweise im Kinderwunschzentrum IVI Zaragoza, in dem deutsche Patient*innen in ihrer Muttersprache betreut werden, allen Patient*innen eine psychologische Beratung angeboten wird, diese bereits Teil des Erstbesuchs ist.
Sich selbst über die Techniken und Prozesse der medizinisch unterstützten Reproduktion zu belesen bzw. sich in Foren, in den Social Media-Kanälen auszutauschen, kann, trotz oder gerade wegen einer gewissen Anonymität, sehr aufbauend sein. Besonders wenn aus dem eigenen sozialen Umfeld wenig Unterstützung zu erwarten ist. Mit seinen Problemen der Unfruchtbarkeit und des unerfüllten Kinderwunsches steht man nicht alleine da. Es gibt viele, die dasselbe durchmachen und sie sind häufig sehr offen im Austausch und der gegenseitigen Stärkung. Aber aufgepasst, nicht alle Informationen, die in den Foren zirkulieren, sind korrekt. Auch hier gilt, sich nicht verrückt machen zu lassen, sich zu Prozessen und Abläufen zu belesen (es gibt viele hilfreiche Informationsbroschüren, die von Gesundheitseinrichtungen herausgegeben werden) oder direkt den Rat der Kinderwunschärzte einzuholen.
Wie wird die Entscheidung über die angewendete Technik der Kinderwunschbehandlung getroffen?
Zur Entscheidung, welche der zahlreichen Methoden der Reproduktionsmedizin im konkreten Fall zur Anwendung kommt, erläutert Dr. Chueca, wird zunächst eine Grunduntersuchung durchgeführt. Im Falle der Frau handelt es sich um einen transvaginalen Ultraschall, um die Anatomie der inneren Genitalorgane sowie die Eizellreserve zu bestimmen. Hinzu kommt eine Blutanalyse mit einer Erstellung des Blutbilds, einer biochemischen Analyse, einer Überprüfung auf Röteln, Toxoplamose, Hepatitis B, Hepatitis C und HIV (man spricht hier von der Serologie) sowie der Bestimmung der Blutgruppe, der Gerinnungswerte und des Karyotyps (Überprüfung der Anzahl der Chromosomen und des Geschlechtschromosomenpaars). Auch die Werte der Hormone, die für den Fortpflanzungsprozess von Bedeutung sind, werden analysiert: das Thyreoidea-stimulierendes Hormon (TSH), Prolaktin sowie das Anti-Müller-Hormon (AMH).
Beim Mann wird ein Spermiogramm erstellt sowie eine Blutuntersuchung durchgeführt mit Bestimmung der Serologie, der Blutgruppe und des Karyotyps. Möglicherweise, so Dr. Chueca, werden weitere Proben notwendig, aber ausgehend von diesen grundlegenden Untersuchungen ist es den Reproduktionsmedizinern vielfach möglich, den Patient*innen eine Methode gemäß ihren individuellen Gegebenheiten vorzuschlagen.
Gibt es spezielle Dokumente, die Patient*innen aus Deutschland nach Spanien mitbringen müssen, wenn sie sich für eine Kinderwunschbehandlung bei IVI entscheiden?
Nein. Es gibt keine speziellen Dokumente oder Bescheinigungen, die Patient*innen aus dem Ausland mitführen müssen. Dr. Chueca und ihre Kolleg*innen sind dankbar, wenn eine Voruntersuchung zur Auslotung der Gründe der Unfruchtbarkeit, den oben beschriebenen Untersuchungen entsprechend, bereits von deinem Gynäkologen durchgeführt wurde und die Ergebnisse einsehbar sind. Das kann den Behandlungsbeginn beschleunigen und den Aufenthalt in der spanischen Klinik verkürzen.
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