Die Diagnose Krebs ist für die Betroffenen und deren Familienangehörige ein großer Schock. Von nun an haben Behandlung und Heilung oberste Priorität. Ist eine Frau an einem Tumor erkrankt, tauchen allerdings auch Fragen zu einer eventuellen Unfruchtbarkeit auf. Was tun, wenn man eine Familie gründen oder noch weitere Kinder haben möchte? Wie sieht es nach einer Krebsbehandlung mit der Fertilität aus? Ist es überhaupt noch möglich, auf natürliche Weise schwanger zu werden? Die Behandlungen mit Chemotherapie, Bestrahlung und Operation können weitreichende Folgen haben. Vor allem bei Eierstockkrebs. Er ist nach Brustkrebs die zweithäufigste bösartige Tumorerkrankung weiblicher Geschlechtsorgane. Im Anfangsstadium deuten die Symptome oft auf Magen- und Darmprobleme hin und werden von den Betroffenen entsprechend harmlos eingestuft und ignoriert. Die Zahl der Erkrankungen steigt zwar mit dem Alter, es sind allerdings nicht selten auch jüngere Frauen betroffen. Noch sind die Ursachen nicht endgültig geklärt, aber eine falsche Ernährung und Umwelteinflüsse stehen als Auslöser im Mittelpunkt der Diskussionen.
Jede Chemotherapie kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen
Grundsätzlich kann jede Chemotherapie, die bei Krebserkrankungen eingesetzt wird, die Funktionsfähigkeit der Eierstöcke beeinträchtigen und zu Unfruchtbarkeit führen. Im Fokus stehen aber vor allem Brust- und Eierstockkrebs. Da es in Deutschland, anders als beim Mammakarzinom, noch keine gesetzlich geregelte Vorsorgeuntersuchung gibt, besteht gerade beim Ovarialkarzinom die Gefahr, den Tumor so spät zu entdecken, dass sich manchmal schon Metastasen entwickeln konnten. Es ist daher vom Stadium der Erkrankung abhängig, welcher Therapieweg eingeschlagen wird und welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Bei kleineren Tumoren im Frühstadium wird man versuchen, organerhaltend zu behandeln. Als Vorsichtsmaßnahme wird bei einem chirurgischen Eingriff nicht nur der Tumor, sondern zur Sicherheit auch umliegendes Gewebe entfernt, weil dies ebenfalls befallen sein könnte. Chemotherapie und Bestrahlung zerstören zwar die Tumorzellen, es ist jedoch nie auszuschließen, dass auch gesundes Zellmaterial in Mitleidenschaft gezogen wird. Je später der Tumor entdeckt wird, desto größer also das Risiko, dass eine organerhaltende Behandlung nicht mehr möglich ist. Das bedeutet Unfruchtbarkeit, da Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke entfernt werden müssen. Aber auch die Behandlung kleinerer Tumore kann bereits zu Unfruchtbarkeit führen. Es ist daher wichtig, vor einer Therapie zu klären, ob ein Kinderwunsch besteht, und welche Möglichkeiten es für eine spätere Schwangerschaft gibt. Die Reproduktionsmediziner unserer Kinderwunschkliniken bieten den betroffenen Frauen fruchtbarkeitserhaltende Lösungsansätze, auf jede Patientin individuell zugeschnitten.
Fruchtbarkeitserhaltende Maßnahmen in unseren IVI Kliniken:
- Vitrifikation von Eizellen
Um ein Optimum an Eizellen zu erhalten, wird durch eine hormonelle Stimulation die Eizellreifung stimuliert, sodass die Eizellen dann vitrifiziert werden können. Die Vitrifizierung ist eine Technik, die IVI als erste Klinik in Europa angewendet hat und die heute bei uns routinemäßig eingesetzt wird. Die Überlebenschancen von Eizellen wurden auf diese Weise deutlich verbessert. Damit wird es möglich, eine Schwangerschaft so lange hinauszuzögern, bis die Krebserkrankung überstanden ist. Aber auch in diesem Falle gilt es, verschiedene Faktoren zu berücksichtigen, wie Alter, Funktionsfähigkeit der Eierstöcke und Eizellreserven. Berücksichtigt werden muss zudem die Zeitspanne, die bis zu einer Krebsbehandlung bleibt. Sie spielt eine ebenso wichtige Rolle, wie die Zustimmung des behandelnden Onkologen.
- Die Transposition von Eierstöcken
Bei der Transposition von Eierstöcken geht es um eine Verlagerung der Ovarien, um sie dem Bestrahlungsfeld zu entziehen. Sie dient zur Vorbeugung einer schweren Schädigung der Eierstöcke und damit dem Schutz der Gonaden (Keimdrüsen), in denen sämtliche Keimzellen gebildet werden. Angestrebt wird die Erhaltung der Hormonproduktion nach Abschluss der Krebstherapie. Die Verlagerung der Eierstöcke findet entweder hinter der Gebärmutter statt oder oberhalb der Bauchfelltaschen, je nachdem wo sich das Bestrahlungsfeld befindet. Sinnvoll ist die Transposition allerdings nur bei einer gezielten Bestrahlung des Beckens, nicht bei einer Ganzkörperbestrahlung. Die Transposition weist beim Schutz der Keimdrüsen eine Erfolgsquote von bis zu 60% auf. Bei der Funktionserhaltung der Ovarien bis zu 88%, wobei es hier davon abhängt, ob eine Laparoskopie (Bauchspiegelung) oder Laparotomie (operative Bauchöffnung) erfolgte.
- Brustkrebsgen entdecken durch PID
Dass sich eine Krebsentwicklung aufgrund veränderter Erbinformationen entwickeln kann, ist inzwischen bekannt. Besonders gut dokumentiert sind die Gene BRCA1 und BRAC2. Beide sind für die Entstehung von Brustkrebs verantwortlich, beide sind erblich. Damit ist das innerfamiliäre Risiko für Frauen, an einem Mammakarzinom zu erkranken, deutlich erhöht. Ebenso groß ist die Gefahr, dass Frauen, die diese veränderten Erbinformationen in sich tragen, auch an ihre Kinder weitergeben, und so das Risiko besteht, dass immer weitere Generationen genetisch vorbelastet sind und an Brustkrebs erkranken. Um diese Gene zu entdecken und eine Vererbung zu verhindern, gibt es die Möglichkeit der Präimplantationsdiagnostik (PID). Unsere Mediziner der IVI Kliniken sind in der Lage, die DNA von Eizellen und Embryonen während einer In-vitro-Fertilisation (IVF) auf genetische Auffälligkeiten und Erbkrankheiten zu untersuchen, und zwar bereits vor dem Embryotransfer in die Gebärmutter. Dazu sind umfangreiche zellbiologische und molekulargenetische Untersuchungen erforderlich. Für eine PID gibt es zwei Varianten: eine Embryobiopsie, die meist am fünften Tag der Befruchtung erfolgt. Richtigerweise wird diese Untersuchung Blastozystenbiopsie genannt, weil sich der Embryo zu diesem Zeitpunkt im Blastozystenstadium befindet. Eine zusätzlich Möglichkeit zur Biopsie bietet eine DNA-Untersuchung. Bei diesem Verfahren, als Polkörperdiagnostik (PKD) bezeichnet, werden die Eizellen untersucht. Diese Polkörper stellen im Prinzip das Spiegelbild der DNA in der Eizelle dar. Die Polkörper enthalten Erbträger, die zwar für eine weitere Zellentwicklung nicht mehr benötigt werden, die aber wertvolle Informationen liefern. Grundsätzlich ist für die PID eine In-vitro-Fertilisation mit einer Intrazytoplasmatischen Injektion (ICSI) erforderlich. Nur dadurch ist gewährleistet, dass für die genetische Untersuchung ausreichend Embryonen zur Verfügung stehen.
Manchmal hilft nur noch eine Eizellspende
Trotz vielversprechender Therapieansätze gibt es Fälle, die für fruchtbarkeitserhaltenden Maßnahmen nicht mehr in Betracht kommen, falls beispielsweise beide Eierstöcke entfernt werden müssen. Trotzdem bedeutet das für Patientinnen nicht notwendigerweise den Verzicht auf ein Baby, denn als letzte Möglichkeit gibt es noch die Kinderwunschbehandlung mit einer Eizellspende. Dieses Verfahren kann jederzeit und problemlos in den IVI-Zentren durchgeführt werden. Die Eizellspende ist in unseren Kinderwunschkliniken deshalb so einfach, weil sie schon seit 1988 gesetzlich genehmigt ist, anders als in Deutschland. Allerdings unter strengen Auflagen. So müssen die Spenderinnen selbstverständlich physisch und psychisch in bester Verfassung sein, was durch intensive Untersuchungen penibel überprüft wird. Sobald eine entsprechende Spenderin gefunden ist, werden Eizellen und Samen in vitro zusammengebracht. Sollte der Partner nicht über qualitativ ausreichende Spermien verfügen, kommt auch eine Samenspende in Betracht. Dafür steht eine umfangreiche Samenbank in Spanien zur Verfügung. Nach vier bis fünf Tagen im Labor erfolgt der Embryonentransfer. Und nach etwa zwei Wochen wird der erste Schwangerschaftstest durchgeführt.
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