IVI wurde mit der Prämisse gegründet, Forschung und praktische Klinikarbeit unter dem selben Dach zu vereinen. Jegliche medizinische Richtung bedarf hochwertiger Grundlagenforschung. Die IVI-Stiftung besteht seit 1997 und hat im Laufe der Zeit drei Schwerpunkte herausgebildet: Forschung, Lehre und soziales Handeln. Im ersten Bereich zielt die interdisziplinäre Arbeit der Stiftung darauf ab, neue Forschungslinien voranzutreiben, die das Wissen der humanen Reproduktionsmedizin erweitern, die Behandlungsmethoden verbessern und so die Erfolgsaussichten für die Patient*innen erhöhen. Um dieses Wissen zu verbreiten, bedarf es sowohl der Ausbildung von medizinischem Fachpersonal als auch der Kommunikation zwischen den Spezialist*innen und den Bürger*innen. Nicht zuletzt kooperiert IVI mit öffentlichen Solidaritätsaktionen und engagiert sich für Projekte, die Gruppen mit geringen finanziellen Mitteln und anderen Einschränkungen unterstützen.
In diesem Blog berichtet der Direktor der IVI-Stiftung, Dr. Nicolás Garrido, über die Arbeit der IVI-Stiftung.
Dr. Garrido, erzählen Sie bitte ein wenig über die IVI-Stiftung und ihre Funktionsweise.
Dr. Garrido: Bei der IVI-Stiftung handelt es sich um eine gemeinnützige Einrichtung, deren Hauptziele darin bestehen, Forschung, Lehre und soziale Verantwortung der Unternehmensgruppe IVI zu fördern. Von der Stiftung werden sämtliche Aktivitäten innerhalb dieser Bereiche für das gesamte Netz der IVI-Kliniken koordiniert. Die Stiftung legt die Richtlinien für die wissenschaftliche und lehrende Tätigkeit fest und versieht alle IVI-Mitarbeiter*innen mit sämtlichen zur Verfügung stehenden Werkzeugen, um ihren jeweiligen Aufgabenbereich auf die bestmöglichste Weise zu erfüllen. Das ist fundamental für das Verständnis des Unternehmens, denn sein Auftrag beruht auf den drei Säulen: exzellente klinische Arbeit, Forschung und Lehre. Der Hauptsitz der IVI-Stiftung befindet sich in der Universitätsklinik La Fe in Valencia. Da sie jedoch die Wissenschaft und Lehre all unserer Kinderwunschzentren koordiniert, kann auch jede Klinik für sich als Forschungs- und Ausbildungszentrum betrachtet werden.
Welches sind die revolutionärsten wissenschaftlichen Entdeckungen der letzten zehn Jahre im Bereich der Reproduktionsmedizin, an denen IVI einen entscheidenden Beitrag geleistet hat.
Dr. Garrido: In der Forschung der letzten zehn Jahre hat IVI maßgeblich Anteil an allen wissenschaftlichen Errungenschaften, die uns zu einem der Kinderwunschzentren mit den höchsten Erfolgsaussichten weltweit machen. Es gibt verschiedene Bereiche, in den IVI wichtige Beiträge an den Entwicklungen geleistet hat. Es ist schwierig zu sagen, welche davon die bedeutendsten sind.
Ich glaube jedoch, dass die Vitrifikation von Oozyten und ihre Anwendung im Klinikalltag, die Vermeidung des ovariellen Überstimulationssyndroms, die Entwicklung verschiedener Techniken der Präimplantationsdiagnostik und des Embryoscreenings sowie nicht invasive Methoden der Embryonenauswahl, etwa alle Technologien der Bildaufzeichnung in Echtzeit, zu den einflussreichsten Entwicklungen von IVI gehören, und nicht nur für IVI, sondern auch für andere Kinderwunschzentren, die unsere Forschungsresultate für ihre Arbeit zur Grundlage nehmen.
Das sind einige Richtungen, aber es ist wirklich schwer zu sagen, ob es die wichtigsten sind. Mit jeder Studie lernt man etwas, Hypothesen werden bestätigt oder verworfen und dies hat einen direkten Einfluss auf die Arbeit in den Kliniken und den Laboratorien. Diese Resultate erlauben es uns glücklicherweise all die Möglichkeiten anzubieten, über die unsere Patient*innen aktuell verfügen können. Wir befinden uns in einer Phase stetiger Verbesserung, doch bleibt noch viel Raum für die Erweiterung von Möglichkeiten. Dies wiederum geht einher mit der Grundlagenforschung und dem Generieren neuen Wissens für die Anwendung in den Kliniken.
Ab welchem Moment findet das Ergebnis einer Studie in der täglichen Arbeit der Kinderwunschkliniken praktische Anwendung?
Die jeweilige Natur einer wissenschaftlichen Entdeckung spielt eine wichtige Rolle, diese ordnet sich zudem wichtigen regulierenden und ethischen Bedingungen unter. Vor allem aber hängt es von der Fähigkeit der vielversprechenden Resultate ab, reproduzierbar zu sein und unabhängig umgesetzt werden zu können. Von der Präsentation eines Forschungsprojekts bis zu den Ergebnissen, weiter über den Vergleich dieser Ergebnisse mit denen anderer Einrichtungen, bis hin zur Aufnahme in den Katalog der Behandlungsmethoden, können im günstigen Fall drei oder vier Jahre vergehen. Es gibt aber auch andere Fälle, in denen es deutlich mehr sind.
Bei einer Studie mit Medikamenten etwa, dessen Wirkstoffe schon im kommerziellen Umlauf sind, und bei der es zu beweisen gilt, dass dieses Medikament gegenüber einem anderen bei einer bestimmten Diagnose besser wirkt, kann die Anwendung dieses Medikaments auf diesen entsprechenden medizinischen Befund schnell vonstatten gehen. Der völlig gegenteilige Fall ist zum Beispiel eine Studie zur Zelltherapie mit Stammzellen oder zur Therapie, bei der versucht wird, Gameten aus anderen Urkeimzellen zu erzeugen. Damit dies technisch umgesetzt werden kann, vergehen viele Jahre. Außerdem bedarf die Anwendung einer so neuartigen Methode einer Reihe von behördlichen Genehmigungen und bürokratischen Vorgängen, die es nicht einfach machen, die Entdeckungen aus dem Forschungslabor in die Praxis zu überführen.
Welches sind die aktuellsten Forschungslinien bei IVI?
IVI bemüht sich sehr darum, die Möglichkeiten zur Verjüngung der Eierstöcke zu erforschen. Dies bedeutet Hoffnung für Frauen, die nicht mehr über eine ausreichend große Eizellreserve verfügen, um adäquate Ergebnisse mit einer Kinderwunschbehandlung zu garantieren. Hierbei werden verschiedene Formen der Verjüngung der Ovarien untersucht, um eine Schwangerschaft zu erreichen, die andernfalls nicht mehr zu erlangen wäre. Es gibt Forschungslinien mit Schwerpunkt auf die Erhaltung der Fruchtbarkeit, die Verbesserung der Präimplantationsdiagnostik sowie die Erkennung der Qualität von Embryonen mittels nicht invasiver Methoden, um die besten Embryonen zu identifizieren und auszuwählen, die einem Paar zur Verfügung stehen.
Ebenfalls werden Techniken evaluiert, die Wissen über die Qualität der Spermien vermitteln, um in einer Kinderwunschbehandlung die mit den besten Erfolgsaussichten auszuwählen. Es gibt verschiedenste Forschungslinien, denn die Prozesse der humanen Fortpflanzung bestehen aus sehr vielen unterschiedlichen Phasen, in denen, wie wir wissen, etwas fehlschlagen und eine Unfruchtbarkeit begünstigt werden kann. Unsere Erfahrung zeigt, dass die Reproduktionsmedizin immer mehr auf den individuellen Fall zugeschnitten werden und eine konkrete Lösung für das konkrete Problem einer Frau oder eines Paares finden muss.
Alles, was mit den Befunden der Patient*innen und mit den Gründen ungewollter Kinderlosigkeit sowie, aus therapeutischer Sicht, mit der Lösung der konkreten Problematiken zu tun hat, sollte erforscht werden. Damit eine Kinderwunschbehandlung erfolgreich durchgeführt werden kann, müssen sehr viele Bedingungen erfüllt sein. Jede dieser Bedingungen kann der Grund für eine Unfruchtbarkeit sein und stellt die Wissenschaftler vor die Aufgabe, verbessert zu werden.
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