Für Sie steht fest, dass Sie Kinder wollen, aber die große Frage bleibt: Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein Kind? Neben einer gesicherten finanziellen Lage und einem gefestigten Arbeitsverhältnis spielt die berüchtigte biologische Uhr bei dieser Frage ebenfalls eine große Rolle. Da die Fruchtbarkeit mit dem Alter abnimmt, lassen viele Frauen mithilfe von Tests herausfinden, wann der optimale Zeitpunkt für eine Schwangerschaft ist. Das Anti-Müller-Hormon (AMH) gilt dabei als ein Indikator für weibliche Fruchtbarkeit. Wir erklären Ihnen, was das Hormon im Körper anzeigt und wie Sie einen AMH-Test durchführen lassen können. Warum AMH vor allem in der Reproduktionsmedizin eine entscheidende Rolle spielt, verraten wir Ihnen ebenfalls.
Was ist das Anti-Müller-Hormon?
Das Anti-Müller-Hormon (AMH) gibt Einsicht in die ovarielle Funktionsreserve einer Frau. Daher ist das Hormon ein Indikator für weibliche Fruchtbarkeit. Mit dem Einsetzen der Pubertät produzieren Mädchen in den Eierstöcken das AMH, beziehungsweise die Granulosazellen. Diese umgeben die Eibläschen, aus welchen sich Eizellen entwickeln. Ein hoher Gehalt des AMH ist demnach ein Anzeichen dafür, dass eine relativ große Menge an heranwachsenden stimulierbaren Eibläschen vorliegt. Solange keine weiteren Fruchtbarkeitsstörungen vorhanden sind, bedeutet dies, dass eine Frau fruchtbar ist und beste Voraussetzungen für eine Schwangerschaft mitbringt.
Zusätzlich zur ovariellen Reserve wird das Anti-Müller-Hormon bei folgenden Szenarien untersucht:
- Verfrühte Menopause vor dem 40. Lebensjahr (Prämature Ovarialinsuffizienz)
- Zyklusstörungen
- Schädigung der Eierstöcke durch Chemo- oder Strahlentherapie
- Hormonelles Ungleichgewicht
- Granulosazelltumor
- Multiple Eierstockzysten
- Prognose für eine In-vitro-Fertilisation
Benannt wurde das AMH nach dem deutschen Mediziner Johannes Peter Müller. Dieser hatte erstmals die Müller-Gänge bei Embryonen untersucht und herausgefunden, dass das Hormon bei der Entwicklung des Kindes eine entscheidende Rolle spielt, da es zwischen der achten und elften Schwangerschaftswoche das Geschlecht des Embryos bestimmt. Bei Jungen wird in den Sertoli-Zellen AMH produziert, bei Mädchen hingegen ist das Hormon nicht vorhanden, sodass sich aus den Müller-Gängen Eileiter, Uterus und Vagina entwickeln können. Im Laufe der Entwicklung spielt das AMH dann wie bereits erwähnt erst wieder in der weiblichen Pubertät eine Rolle.
Warum sollte ich einen AMH-Test durchführen lassen?
Sie befinden sich in einer glücklichen Beziehung, sind sich aber nicht sicher, wann der beste Zeitpunkt für ein Baby ist? In diesem Fall kann Ihnen der AMH-Test weiterhelfen. Sobald Sie wissen, wie die Reserven Ihrer Eierstöcke aussehen, können Sie eine Entscheidung darüber treffen, ob Sie Ihre Familienplanung vorziehen und möglichst zeitnah realisieren sollten oder ob Sie voraussichtlich noch viel Zeit haben, Mutter zu werden. Zusätzlich zu einem AMH-Test können Sie einen Ovarscore durchführen lassen. Per Ultraschall untersucht der Gynäkologe hierbei die Eierstockreserve und gibt ein Urteil darüber ab, wie lange Sie noch mit dem Kinderkriegen warten können. Bei all diesen Tests sollten Sie jedoch immer beachten, dass die weibliche Fruchtbarkeit nicht nur von der Anzahl von potenziellen Eizellen abhängt. Es existieren diverse Faktoren, die sich positiv oder negativ auf die Fertilität auswirken. Wenden Sie sich bei Fragen rund um das Thema Fruchtbarkeit und Kinderwunsch an die Spezialitäten der IVI-Klinken.
Wie läuft ein AMH-Test ab?
Der AMH-Test ist nichts anderes als eine Blutanalyse, bei welcher die Konzentration des AMH untersucht wird. Sie können sich ganz einfach bei Ihrem Gynäkologen testen lassen. Die Kosten eines AMH-Tests liegen bei rund 50 Euro, wobei die meisten Krankenkassen in Deutschland die Zahlung dieser Leistung übernehmen. Wenn Sie wissen möchten, wie es um Ihre Eizellmenge steht, sollten Sie daher einen Termin bei Ihrem Frauenarzt abmachen.
Testresultat – was ist ein normaler Wert?
Fruchtbare Frauen im Alter von 18 bis 30 Jahren weisen typischerweise in einem Millimeter Blut zwischen einem und fünf Nanogramm AMH auf. Mit dem 30. Lebensjahr schwindet der AMH-Gehalt im Körper einer Frau. Eine eingeschränkte ovarielle Funktion liegt bei einem Wert unter einem Nanogramm pro Milliliter vor, was bedeutet, dass in diesem Fall nur wenige stimulierbare Eizellen vorliegen.
Anti-Müller-Hormon-Resultate auf einen Blick:
- 1 bis 1 ng/ml = Normale Fertilität
- 0,8 bis 1,0 ng/ml = Ovarielle Restfunktion
- Weniger als 0,1 ng/ml = Wechseljahre / Menopause
- 5,0 bis 15,0 ng/ml = Polyzystisches Ovarialsyndrom
Bei einem sehr hohen AMH-Wert liegt mit großer Wahrscheinlichkeit ein polyzystisches Ovarialsyndrom, auch PCO-Syndrom genannt, vor, eine hormonelle Störung bei einer Frau im gebärfähigen Alter. Dieses Syndrom äußert sich durch unregelmäßige Menstruationen oder das Ausbleiben der Monatsblutungen, verstärkte Körperbehaarung (z. B. im Gesicht) und die Bildung von kleinen Zysten in den Eierstöcken.
Was tun bei einem niedrigen Anti-Müller-Hormon-Wert?
Bei einem niedrigen AMH-Wert müssen Sie sich zunächst keine Sorgen machen. Wenn es Ihre Lebenssituation zulässt, sollten Sie jedoch besser früher als später mit der Familienplanung beginnen, insbesondere, wenn Sie auf natürlichem Wege schwanger werden wollen. Raucherinnen weisen generell einen niedrigeren AMH-Gehalt im Blut auf, wobei die Menge des Nikotins nicht ausschlaggebend ist. Wie so oft ist ein gesunder Lebensstil eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen erfüllten Kinderwunsch. Ergo sollten Sie möglichst keine einzige Zigarette rauchen, um Ihre Eizellenreserve nicht negativ zu beeinflussen.
Anti-Müller-Hormon und Kinderwunsch
Da das AMH Aufschluss über die vorhandenen reifungsfähigen Follikel in den Eierstöcken gibt, hilft ein AMH-Test Frauen mit Kinderwunsch – insbesondere ab einem Alter von 30 Jahren – weiter. Sollte bei Ihnen eine künstliche Befruchtung, beispielsweise in Form einer In-vitro-Fertilisation, infrage kommen, weiß der Mediziner anhand Ihrer AMH-Testresultate, welche hormonelle Stimulationstherapie am besten für Sie geeignet ist. Ist der AMH-Wert zu niedrig, ist dementsprechend eine höhere Hormondosis nötig, um eine Patientin optimal auf eine künstliche Befruchtung vorzubereiten. Zudem lässt sich mithilfe eines AMH-Tests eine Überstimulation im Rahmen einer medizinisch unterstützten Reproduktion vermeiden. Sollte eine Schwangerschaft bei Ihnen auf dem natürlichen Wege nicht zustande kommen, beraten Sie die Spezialisten in den IVI-Klinken darüber, welche Art der künstlichen Befruchtung bei Ihnen am schnellsten zum Wunschkind führen wird.
Was Sie unbedingt über das Anti-Müller-Hormon wissen sollten
Es gibt ein paar Dinge, die man im Hinterkopf behalten sollte, wenn man sich einem AMH-Test unterziehen möchte. Hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille können einen relativ großen Einfluss auf die AMH-Konzentration im weiblichen Körper haben. Je länger Frauen die Pille nehmen, desto größer ist der Einfluss, wobei der Wert dabei bis zu 30 Prozent sinken kann. Weiterhin sollte beachtet werden, dass der AMH-Wert vor allem bei jüngeren Frauen zyklusabhängig schwanken und vor dem Eisprung abfallen kann. Dies wirkt sich wiederum auf das Testergebnis aus.
Was Sie ebenfalls unbedingt über den AMH-Test wissen sollten, ist die Tatsache, dass diese Form der Untersuchung keine Ergebnisse über die Qualität der Eizellen liefert. Somit können die Chancen auf eine Schwangerschaft trotz einer großen ovariellen Reserve aufgrund von qualitativ minderwertigen Eizellen oder anderen Faktoren wie verklebten Eileitern sinken. Selbst wenn das Hormon überhaupt nicht gemessen werden kann, sollten Frauen nicht verzweifeln. Dies ist kein hundertprozentiger Indikator dafür, dass Sie niemals schwanger werden können.
Ganz gleich, welches Ergebnis Ihr AMH-Test liefert, dank medizinisch unterstützter Reproduktion haben Sie sämtliche Optionen, auch im höheren Alter schwanger zu werden oder eine Schwangerschaft auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Nachdem Sie den Wert des Anti-Müller-Hormons bei Ihrem Gynäkologen festgestellt haben lassen, sollten Sie sich an eine der IVI-Kliniken wenden und sich zu den Themen Social Freezing und künstliche Befruchtung beraten lassen. Ein AMH-Test bringt diverse Vorteile für die Reproduktionsmedizin sowie Ihre persönliche Familienplanung mit sich.
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