Unsere Gesellschaft verändert sich zum Teil rasant. Neue Umfelder und eine stärkere Präsenz multikultureller Tendenzen und sozialer Bewegungen suchen und finden ihren Platz in der heutigen Gesellschaft.
Die Forschung, Wissenschaft und Technologie stehen diesen Änderungen nicht passiv entgegen, ganz im Gegenteil. Die Reproduktionsmedizin ist soweit vorangeschritten, dass sie eine wichtige Verbindung zu den Veränderungen in der Gesellschaft darstellt, in dem sie zum Entstehen vielfältiger Familienformen, die neben dem klassischen Modell weitere Optionen bilden, beiträgt. In diesem Sinne wächst auch die Zahl der Familien mit gleichgeschlechtlichen Partnerinnen, die sich dafür entscheiden, Mütter zu werden.
“In den letzten Jahren ist IVI Zeuge einer gesellschaftlichen Transformation geworden. Die Zahle der Paare, die aus zwei Frauen bestehen, und unsere Kliniken aufsuchen, um sich einer Kinderwunschbehandlung zu unterziehen, wächst stetig. Dies gilt auch für Frauen, die sich dafür entscheiden, ein Kind ohne Partner zu bekommen. In beiden Fällen handelt es sich um soziale Gruppen, die sich jedes Mal mehr in der Gesellschaft ihren Platz schaffen und dabei bisherige Grenzen einreißen und Bedürfnisse wecken, auf die die Gesellschaft zu reagieren hat. Außerdem können wir feststellen, dass alleinerziehende Eltern oder Eltern des gleichen Geschlechts Stück für Stück zur Normalität werden“, so formuliert es Dr. Antonio Requena, Leiter des IVI-Kinderwunschzentrums Madrid.
Die Ziffern sind beeindruckend: Seit 2012 hat sich die Zahl alleinerziehender Mütter, die einen ersten Besuch bei IVI machen, um 74% erhöht. Die Anzahl homosexueller Frauen ist sogar um 94% gestiegen. Mehr als 54% von ihnen führen dann bei uns eine Kinderwunschbehandlung durch. Für IVI sind die sexuellen Vorlieben der Patient*innen unerheblich, jedoch sind wir auf die jeweiligen individuellen Bedürfnisse einer jeden Person oder eines jeden Paares eingestellt und bieten eine ganz persönliche Betreuung an.
In Deutschland hat kürzlich der Bundestag auf ein gesellschaftlich immer drängenderes Thema reagiert und positiv über die Ehe von Homosexuellen abgestimmt. Damit haben Schwule und Lesben künftig dieselben Rechte und Pflichten wie in einer Ehe zwischen Mann und Frau. Im Bürgerlichen Gesetzbuch wird es dann heißen: „Die Ehe wird von zwei Personen verschiedenen oder gleichen Geschlechts auf Lebenszeit geschlossen.“
Bislang waren Ehe und Lebenspartnerschaft (Verpartnerung von Homosexuellen, seit 2001 möglich) in vielen Bereichen bereits gleichgestellt, nicht aber im Bereich der Adoptionen. Hier dürfen nun auch schwule und lesbische Paare ein Kind gemeinsam adoptieren.
Positiv auf die Entscheidung des Bundestags, und dies betrifft auch die Kinderwunschbehandlung lesbischer Paare, haben sich nicht zuletzt zahlreiche Studien ausgewirkt, die alle zu dem Ergebnis kommen, dass es Kindern in Regenbogenfamilien gut geht, und dass keinerlei Beeinträchtigung der Entwicklung aus dem Umstand resultiert, dass sie bei homosexuellen Eltern aufwachsen.
Für die Behandlung zweier in einer Liebesbeziehung stehenden Frauen gibt es eine spezielle Methode, bei der beide Frauen aktiv an der In-vitro-Fertilisation beteiligt sind. Hierbei werden die Eizellen einer Patientin genutzt und in die Gebärmutter der anderen eingepflanzt, die dann die Schwangerschaft und Geburt durchläuft. Es handelt sich also um die Eizellspende der eigenen Partnerin. Die Methode wird ROPA genannt, das sind die spanischen Siglen für „Recepción de Ovocitos de la Pareja“, auf Deutsch „Erhalt der Eizellen der Partnerin“. Damit hat die lesbische Partnerschaft unter der Zuhilfenahme einer Samenspende die Möglichkeit auf ein eigenes gemeinsames Kind.
Das durchschnittlich höhere Alter für das Kinderkriegen heutzutage ist einer der Faktoren, die sich direkt auf die wachsende Ziffer an Kinderwunschbehandlungen im Allgemeinen auswirken. Ab 35 Jahren ist den Frauen ihre biologische Uhr sehr präsent. Auch ein größeres Bewusstsein in der Gesellschaft bezüglich der Tatsache, dass die Fruchtbarkeit zeitlich begrenzt ist, lässt viele Frauen zu dem Schritt bewegen, ihre Eizellen einfrieren zu lassen, um den Zeitpunkt für die Mutterschaft aus vielerlei gültigen Gründen nach hinten zu verschieben. Die Vitrifikation ist wie die Anti-Baby-Pille zuvor eine Revolution sowohl für die Frauen als auch für die Reproduktionsmedizin generell.
Es ist nicht die Form einer Familie, ob Regenbogenfamilie, traditionelle Vater-Mutter-Kind-Beziehung, Patchworkfamilie oder alleinerziehendes Elternteil mit Kind, ob Groß- oder Kleinfamilie: Entscheidend ist, wie man miteinander lebt. Das Kind bedarf der Liebe, Zuneigung, Obhut und Aufmerksamkeit von Seiten seiner Familie, um glücklich zu sein.
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