Wenn die assistierte Reproduktionsmedizin die letzte Möglichkeit für Paare ist, sich den Kinderwunsch zu erfüllen, treten naturgemäß viele Fragen auf. Eine davon betrifft Zwillingsschwangerschaften. Die Sorge ist nicht ganz unbegründet. Nach der Hormonbehandlung bei einer In-vitro-Fertilisation (IVF) steigt die Zahl von Mehrlingsgeburten, Zwillinge sind in der Reproduktionsmedizin keine Seltenheit. Dabei spielt eine Hormonstimulation allein nicht die entscheidende Rolle, wie Experten betonen. Vielmehr hängt es mit den Verfahren in vielen Kliniken zusammen, in denen mindestens zwei, manchmal auch drei, gelegentlich sogar noch mehr Embryonen (meist auf Wunsch der Frau) in die Gebärmutter übertragen werden. Man hofft, auf diese Weise die Schwangerschaftsrate zu erhöhen. Was sich bislang allerdings nicht bestätigt hat. Statt der Geburtenrate stieg die Zahl von Zwillings- und Mehrlingsgeburten. Allein in Deutschland hat sich zwischen 1977 und 2014 der Anteil an Mehrlingen verdoppelt. Dabei waren Mutter und Kinder größtenteils hohen, lebensbedrohlichen Risiken und Komplikationen ausgesetzt. Besonders häufig sind Fehlgeburten zu verzeichnen.
Mehrlingsgeburten lassen sich verhindern
Natürlich gibt es auch ohne künstliche Befruchtung Mehrlingsgeburten. Ihre Häufigkeit wird nach der sogenannten Hellin‘schen Regel berechnet. Danach kommt auf 85 Geburten eine Zwillingsgeburt (das sind 1,8 Prozent), auf 7225 Geburten eine Drillingsgeburt (das sind 0,014 Prozent), auf 614 125 Geburten eine Vierlingsgeburt (0,0001 Prozent). Während sich Mehrlingsgeburten bei normalen Schwangerschaften kaum vermeiden lassen, gibt es diese Möglichkeit bei einer In-vitro-Fertilisation durchaus, nämlich durch den selektiven Transfer eines einzelnen Embryos. Das wurde durch Studien längst nachgewiesen.
IVI geht den Weg des Single-Embryo-Transfers
Aufgrund dieser Entwicklung haben die Experten unserer IVI-Kliniken schon vor Jahren eine neue Richtung eingeschlagen: Weg vom Embryonentransfer, hin zum Single-Embryo-Transfer (SET). Denn nicht die Anzahl der Embryonen ist ausschlaggebend, sondern deren Qualität. Ein einzelner vitaler und gesunder Embryo erhöht die Chance auf ein gesundes Kind um ein Vielfaches. Außerdem stehen für uns Sicherheit von Mutter und Kind stets an erster Stelle. Eine hohe Schwangerschaftsrate, aber keine Zwillingsgeburt durch eine In-vitro-Fertilisation (IVF). Das ist das Ziel, das wir von den Kinderwunschkliniken IVI anstreben, um unseren Patient**innen die größtmöglichen Chancen auf ein gesundes Baby zu bieten. Daher ist der Embryotransfer ein wichtiger Bestandteil in der Reproduktionsmedizin. Über unseren Weg vom Transfer mehrerer Embryonen hin zum SET, also dem Single-Embryo-Transfer, informieren wir Sie in diesem Blog.
Zwillingsschwangerschaften und ihre Risiken
Eine Zwillingsschwangerschaft wird fast ausnahmslos als Risikoschwangerschaft eingestuft, die mit zahlreichen Komplikationen verbunden ist, und zwar für Mutter und Kind:
- Krankhaftes Erbrechen
- Bluthochdruck
- Anämie
- Rückenschmerzen
- Frühgeburt mit Risiken für Anpassungsstörungen, Atemwegsproblemen und Hirnblutungen
- Wachstumsstörungen
- Nabelschnurstrangulation
- Zu viel oder zu wenig Fruchtwasser
- Fehlbildungen
- Lageanomalien
Schwangerschaftsrate bei Singletransfers genauso hoch
Dieser erhebliche Risikokatalog hat uns dazu veranlasst, von der Einpflanzung mehrerer Embryonen zum Transfer eines einzigen Embryos überzugehen. Zumal beim Einzeltransfer die Erfolgsaussichten für eine Schwangerschaft genauso hoch sind wie bei der Einpflanzung mehrerer Embryonen. Nachdem wir uns für diese Methode entschieden haben, konnten wir in den vergangenen Jahren die Zahl der Zwillingsgeburten, die durch IFV, ICSI oder Eizellspende zustande kamen, von 33,9 Prozent auf 21,6 Prozent senken. Der Single-Embryo-Transfer spielt also eine entscheidende Rolle bei der Verhinderung von Zwillingsgeburten und den damit verbundenen Risiken von Mutter und Kind.
Spaniens liberales Reproduktionsgesetz ermöglicht den Singletransfer
Obwohl die Reproduktionsmediziner wissen, dass der Singletransfer Zwillingsgeburten verhindern kann, darf diese Methode nicht überall angewendet werden. Das hat vor allem rechtliche Gründe. In manchen Ländern, wie etwa in Deutschland, ist es aufgrund der Gesetzeslage Usus, mehrere Embryonen zu transferieren, da eine Kryokonservierung der überzähligen Embryonen nicht erlaubt ist. Das bedeutet, dass zwei bis drei befruchtete Eizellen im Brutschrank heranreifen dürfen, die alle zurückgesetzt werden. Auch die Selektion des Embryos mit den besten Entwicklungschancen ist nicht gestattet. Derart restriktive Gesetze lassen die Zahl von Zwillings- oder sogar Mehrfachgeburten sprunghaft ansteigen – mit den bereits erwähnten Komplikationen und Gefahren für Mutter und Kind. Wir in Spanien haben ein zwar strenges, aber liberales Reproduktionsgesetz, das sich an den Bedürfnissen der Paare orientiert. Das ist mit ein Grund dafür, dass so viele Patient**innen in einer unserer IVI-Kliniken Hilfe suchen.
Eine wichtige Rolle spielt die Qualität des Embryos
Es geht bei einer IVF aber nicht nur um den Singletransfer, sondern auch um die Qualität der Eizelle. Der erste Schritt hierzu besteht in einer ovariellen Stimulation, um die Produktion von Eizellen zu erhöhen. Während dieser 10 bis 20 Tage dauernden Behandlung werden laufende Kontrollen durchgeführt. Serielle Ultraschallbilder und Blutproben zeigen, ob Entwicklung und Wachstum der Follikel, das sind die Eibläschen, in denen die Eizellen heranreifen, wunschgemäß verlaufen. Haben die Follikel die nötige Größe von 18 bis 20 mm im Durchmesser erreicht, erfolgt die Follikelpunktion. Diese kleine Operation wird unter einer kurzen Narkose durchgeführt. Während des Eingriffs, der etwa 5 bis 10 Minuten dauert, wird die Eibläschenflüssigkeit mit den Eizellen aus den Eierstöcken mit einer hauchdünnen Nadel angesaugt. Nach einer kleinen Ruhephase kann die Patientin unsere Klinik wieder verlassen.
Befruchtung mit IVF oder ICSI
Nun erfolgt die Befruchtung der Eizellen mit dem männlichen Samen, der entweder vom eigenen Partner oder von einem Spender stammen kann. Für dieses Verfahren stehen uns zwei Techniken zur Verfügung. Zum einen die konventionelle In-vitro-Fertilisation, bei der Eizelle und Samenzellen in einer Petrischale vereinigt werden. Eine andere Möglichkeit ist die ICSI-Methode, die Intrazytoplasmatische Injektion. Hier wird eine einzeln ausgewählte Samenzelle bester Qualität mit einer Pipette direkt in die Eizelle eingeführt.
Optimale Embryobeurteilung im EmbryoScope®
Die Embryonen, die aus dieser Befruchtung hervorgegangen sind, kommen entweder in den traditionellen Brutkasten oder in das EmbryoScope®, ein Inkubatorsystem auf höchstem technischen Niveau. An der Entwicklung dieses hochmodernen Brutkastens war IVI maßgeblich beteiligt. Weltweit waren die IVI-Kliniken daher auch die ersten, die diese Pioniertechnik eingesetzt haben. Die Vorteile des EmbryoScope® mit integrierter Kamera sind enorm, denn die Zellteilung des Embryos wird in Echtzeit festgehalten, da alle zehn Minuten Fotos aufgenommen werden. Dadurch verbessert sich die embryonale Auswahl, weil eine kontinuierliche Beurteilung erfolgen kann und auf diese Weise eine exakte Bestimmung der Zellteilung ermöglicht wird. Anhand solcher Informationen können wir feststellen, dass es eine optimale Zellteilungsphase gibt, in der sich ein Embryo mit einer Wahrscheinlichkeit von 20 Prozent in die Gebärmutterschleimhaut einnisten wird.
Kultivierung bis zum Blastozystenstadium
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Embryonen zu Untersuchungszwecken nicht aus dem Inkubator entnommen werden müssen. Sie können in ihrem Umfeld mit den optimalen Gas- und Temperaturverhältnissen bleiben und dennoch auf ihre Morphologie und Teilungsfähigkeit klassifiziert werden. Die Kultivierungsdauer der Embryonen liegt bei fünf Tagen, wenn sich die Embryonen im Blastozystenstadium befinden. Durch die Verlängerung der Kultivierung wird eine bessere Einschätzung der embryonalen Eignung gewährleistet. Diese fünftägige Kultivierung hat auch den Vorteil, dass tatsächlich nur gesunde Embryonen mit dem besten Entwicklungspotenzial diese Laborphase schaffen. Embryonen mit krankhaften Defekten werden auf diese Weise ausgeschaltet. Für die Einpflanzung in die Gebärmutter wird ein Embryo mit optimalen Eigenschaften ausgesucht. Der Transfer eines einzelnen Embryos kann beginnen.
Was geschieht beim Embryotransfer?
Der Embryotransfer stellt, sportlich ausgedrückt, die letzten Meter vor der Ziellinie dar, denn eine Schwangerschaft ist im besten Fall in greifbare Nähe gerückt. Es ist ein kurzer, schmerzfreier Vorgang, bei dem mit einer speziell dafür entwickelten Kanüle der Embryo in die Gebärmutter eingepflanzt wird. Und das war es dann auch schon. Eine Ruhephase ist nicht notwendig. Warten Sie nun aber nicht krampfhaft auf das Ergebnis, sondern versuchen Sie, locker und gelassen zu bleiben. Hierbei kann Ihnen unser Programm IVI Baby helfen. IVI Baby ist ein neues Konzept unserer Kliniken, das Ihnen garantiert, dass Sie nicht nur schwanger werden, sondern auch innerhalb von zwei Jahren ein Baby im Arm halten können. Falls der Zeitraum von 24 Monaten überschritten ist und Sie kein Kind bekommen haben, erstatten wir Ihnen die Kosten, sofern die Gründe nicht bei der Patientin liegen. Dieses Angebot gibt es nur in Spanien.
Schwangerschaftstest nach zwei Wochen
Sobald der Embryotransfer durchgeführt ist, wird ein Termin in zwei Wochen für den ersten Schwangerschaftstest festgelegt. Sie sollten während dieser Zeit Ihr Leben wie gewohnt weiterführen. Vermeiden Sie allerdings eine übermäßige körperliche Anstrengung. Ein Umzug sollte für diese Zeit nicht unbedingt geplant sein. Aber Sie können weiterhin arbeiten, ungehindert Sport treiben oder auf Reisen gehen (auch Flugreisen sind erlaubt). Falls Sie vorher schon gerne in die Sauna gegangen sind, können Sie das auch jetzt tun, aber darauf achten, dass die Temperatur nicht über 70 Grad liegt. Ansonsten sollten Sie sich gesund ernähren, auf Alkohol und Nikotin verzichten und den Kaffee- und Teekonsum reduzieren.
Vitrifizierung für nachfolgende Behandlungen
Fällt der Schwangerschaftstest positiv aus, überprüfen wir, ob die Schwangerschaft gut anläuft. Auch wenn wir es nie ganz ausschließen können, sollten Sie jedoch dank des Single-Embryo-Transfers keine Zwillinge erwarten. Ab nun kann der reguläre Gynäkologe den weiteren Verlauf Ihrer Schwangerschaft überwachen. Falls ein weiterer Kinderwunsch besteht oder die Behandlung nicht erfolgreich gewesen ist, werden wir mit Ihnen einen neuen Transfertermin vereinbaren.
Jede weitere Therapie wird dabei völlig unproblematisch verlaufen, da keine neuerliche Hormonstimulation mehr nötig ist. Denn nach der Durchführung des Embryotransfers haben wir Ihre verbliebenen Embryonen von guter Qualität vitrifiziert, damit sie für nachfolgende Behandlungen zur Verfügung stehen. Die Technik der Vitrifizierung hat IVI als erste europäische Klinik 2007 eingeführt. Bei dieser Methode handelt es sich um ein ultraschnelles Kühlverfahren, bei dem Eizellen, nachdem sie mit Schutzsubstanzen behandelt wurden, in Flüssigstickstoff in zwei bis drei Sekunden auf -196 ºC heruntergekühlt werden.
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