Unfruchtbarkeit – diese Erkenntnis stürzt Paare, die sich sehnlichst ein Kind wünschen, in tiefe Verzweiflung. Besonders schlimm war das für Frauen in früheren Zeiten, da in der Regel ihnen die „Schuld“ zugewiesen wurde. Das hat sich zugunsten handfester Studien glücklicherweise geändert. Heute ist hinlänglich bekannt, dass die Ursache für eine Unfruchtbarkeit zu 30 % bei der Frau liegt, zu 30 % beim Mann, bei 20 % kann die Ursache bei beiden liegen und bei 20 % liegen ungeklärte Ursachen zugrunde. Wir von den IVI-Kliniken wenden die neuesten Techniken an, um in all diesen Fällen die besten Ergebnisse erzielen zu können, gleichgültig, wo die Ursachen liegen. Eines der Verfahren, die wir nutzen, ist die Intrazytoplasmatische Injektion, kurz ICSI. Die ICSI-Behandlung, auch Spermien-Mikroinjektion genannt, wird dann eingesetzt, wenn die Spermienqualität für eine alleinige In-vitro-Fertilisation (IVF) nicht ausreicht. Denn für eine IVF sind zwischen 50 000 und 100 000 funktionsfähige Samenzellen nötig, damit eine einzige Eizelle befruchtet werden kann.
Auch bei geringer Spermienzahl gibt es Hilfe
Die assistierte Reproduktionsmedizin kann allerdings auch bei geringer Spermienanzahl und mangelhafter Qualität Paaren mit Kinderwunsch Hilfe anbieten, eben mit der ICSI-Technik. Wir erklären Ihnen hier ausführlich diese Methode und den Ablauf der ICSI.
Vielschichtige Gründe für Zeugungsunfähigkeit beim Mann
Die Gründe für eine Zeugungsunfähigkeit beim Mann sind ebenso vielfältig wie bei einer Frau. Bei beiden nimmt mit dem Alter die Fruchtbarkeit ab. Viele Männer leiden schon in jungen Jahren unter einer Zeugungsschwäche, weil die Zahl der Spermien abnimmt. Eine Studie zu diesem Thema hat das internationale Forscherteam um den israelischen Epidemiologen Hagai Levine 2017 [1] veröffentlich. Seit 1973 hat sich die Spermienzahl um 50 % verringert, fanden die Wissenschaftler von der Hadassah-Hebrew University heraus., nachdem sie 185 Studien im Zeitraum zwischen 1973 und 2011 ausgewertet haben.
Wann eine eingeschränkte Fruchtbarkeit vorliegt
Von einer eingeschränkten Fruchtbarkeit des Mannes spricht man, wenn die Anzahl der Samenzellen unter 20 Millionen pro Milliliter liegt. Dies wird als Oligospermie bezeichnet. Sind die Spermien zu langsam, hat man es mit einer Asthenozoospermie zu tun. Bei einer Fehlbildung von Spermien handelt es sich um eine Teratozoospermie. Und bei einer Kombination aus allen dreien sprechen die Mediziner von Oligoasthenoteratozoospermie.
Nicht nur Qualität, sondern auch Quantität
Es geht aber nicht nur um die Quantität der Spermien. Auch Form, Überlebensdauer und Beweglichkeit der einzelnen Spermien sind von Bedeutung. Sobald der Verdacht auf eine Zeugungsunfähigkeit besteht, wird ein Spermiogramm erstellt. Das Sperma wird zunächst optisch bewertet, also nach Farbe, Geruch und Aussehen. Danach erfolgt eine mikroskopische Analyse. Das Spermiogramm sollte nach etwa vier Wochen wiederholt werden, wenn sich die Ergebnisse der ersten Samenanalyse außerhalb der Normwerte bewegen. Erst auf der Basis einer Zweitauswertung lassen sich entsprechende Schüsse ziehen. In weiteren Tests können intakte von abgestorbenen Spermien unterschieden werden. Außerdem wird untersucht, ob ein Spermium in der Lage ist, durch den Gebärmutterschleim zu dringen. Zusätzlich zum Spermiogramm geben eine Ultraschalluntersuchung der Hoden und eine Blutuntersuchung zur Feststellung des Hormonspiegels weiteren Aufschluss.
Mit einer Biopsie Samenzellen aufspüren
In manchen Fällen ist auch eine Hodenbiopsie erforderlich. Dann, wenn im Ejakulat keine Spermien vorhanden sind, also eine Azoospermie vorliegt. In unseren IVI-Kliniken wurde eine Studie mit Männern durchgeführt, die unter Azoospermie leiden. Dank eines Verfahrens namens Micro-TESE ist es uns gelungen, bei 56 % der Studienteilnehmer doch noch Samenzellen aufzuspüren. Mit einer minimal-invasiven Biopsie ist es möglich, unter einem Mikroskop Bereiche im Hodengewebe zu finden, die noch Spermien enthalten. Der operative Eingriff ist so klein, dass die Gefahr einer Schädigung der Hoden auf ein Minimum reduziert ist. IVI gehört zu den wenigen Kinderwunschkliniken, die diese Technik anwenden.
Unterschiede zwischen IVF und ICSI
Anders als bei der IVF genügt beim ISCI-Verfahren eine einzige Samenzelle, um die Eizelle zu befruchten. Und einer der größten Vorteile dabei ist, dass wir die Qualität des Spermiums im Vorfeld bestimmen können, was den Erfolg einer ICSI erhöht. Denn für eine Befruchtung werden nur die am besten geeigneten Spermien ausgewählt. Diese können sowohl kryokonserviert als auch frisch sein. Entscheidend für unsere Auswahl sind Motilität (Beweglichkeit) und Morphologie (Form). Um diese bestimmen zu können, stehen in unseren IVI-Kliniken als Auswahltechniken zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Das sogenannte Swim-up-Verfahren und die Dichtegradientzentrifugation. Bei der Swim-up-Methode werden entweder das Ejakulat direkt oder zuvor gewaschene Spermien in einem Kulturmedium zentrifugiert. Bei der Dichtegradientzentrifugation lassen sich Bewegungsgeschwindigkeit und Dichte mithilfe von Zentrifugalkräften sortieren.
Eine andere Befruchtungsmethode
Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen einer In-vitro-Fertilisation und einer ICSI-Behandlung besteht in der Befruchtungsmethode. Denn bis zu diesem Punkt verlaufen ICSI und IVF identisch. Das bedeutet, dass sich die Frau bei beiden Behandlungen einer ovariellen Stimulation mit Hormonen unterzieht. Nach 10 bis 20 Tagen, je nachdem, wie schnell eine Patientin auf diese Therapie anspricht, wartet man ab, bis genügend Eizellen vorhanden sind und die Follikel die richtige Größe erreicht haben. Nun erfolgt die Follikelpunktion, die Entnahme der Follikelflüssigkeit aus der Eizelle, um festzustellen, ob eine Eizelle enthalten ist. Je mehr Eizellen vorhanden sind, desto besser.
Injektion direkt in die Eizelle
Und nun wird der Unterschied zwischen ICSI und IVF deutlich. Bei einer IVF würden jetzt die weiblichen und männlichen Eizellen im Labor zusammengebracht und müssten sich eigenständig befruchten. Bei der ICSI wird die Befruchtung zwar auch im Labor durchgeführt, aber durch die Unterstützung eines unserer qualifizierten Ärzte. Die Eizellen werden nach einer rund dreistündigen Ruhezeit im Inkubator auf ihren Reifegrad untersucht und in Spezialgefäße für die nachfolgende ICSI gegeben. Dann unternimmt der Arzt unter dem Mikroskop die Injektion des ausgewählten Spermiums. Mit einer feinen Pipette wird es direkt in die Eizelle injiziert. Anschließend kommen die befruchteten Eizellen in eine neue Kulturschale mit frischer Nährlösung.
Weiterentwicklung im Labor
Nur erfolgt die Weiterentwicklung der Embryonen, bis zu fünf Tagen im Labor. Während dieser Zeit werden sie täglich kontrolliert, bis der Zeitpunkt des Transfers in die Gebärmutter erreicht ist. Wir von IVI ziehen die Übertragung eines einzelnen Embryos vor. Und zwar am Tag fünf der Entwicklung. Dann befindet sich der Embryo im sogenannten Blastozystenstadium. Dadurch erhöhen sich die Chancen auf eine erfolgreiche Einnistung in der Gebärmutter. Denn nur wirklich gesunde Embryonen schaffen die fünftägige Laborphase und verfügen über eine entsprechend hohe Qualität. Nach erfolgtem Embryotransfer werden die restlichen, qualitativ hochwertigen Embryonen mittels Vitrifikation konserviert. So stehen sie für eine erneute Behandlung zur Verfügung, ohne dass sich die Frau einer weiteren Hormonstimulierung unterziehen muss.
Besondere Technik zur Embryonenüberwachung
Bei der Entwicklung der Embryonen können wir in unseren Kliniken auf eine der modernsten Techniken zurückgreifen, an deren Invention IVI maßgeblich beteiligt war, dem hochmodernen EmbryoScope®. Wir waren weltweit die erste Klinik, die dieses Verfahren eingeführt hat und seither erfolgreich nutzt. Anhand eines mathematischen Modells lässt sich der ideale Zeitpunkt für eine Implantation deutlich besser bestimmen. Ein Inkubator mit Mikroskop ermöglicht eine zeitgenaue Verfolgung der Zellteilung von Embryonen. Auf diese Weise gelingt es uns, die optimale Phase einer Zellteilung festzustellen, was die Chance einer Einnistung in die Gebärmutter um bis zu 20 % erhöht. Für die werdenden Eltern bieten diese Aufzeichnungen zudem einmalige Informationen über die biologischen Anfänge ihres künftigen Babys.
Welche Gründe für eine ICSI sprechen
Für welche Paare mit bislang unerfülltem Kinderwunsch kommt eine ICSI-Behandlung in Betracht? Sie ist vor allem geeignet für Männer mit folgender Problematik:
- Wenn aufgrund eines fehlenden Samenleiters oder eines Verschlusses der Weg der Spermien in die Samenflüssigkeit versperrt ist.
- Eine Vasektomie, also Sterilisation.
- Unfruchtbarkeit aufgrund einer Immunschwäche oder ansteckenden Krankheit.
- Wenn durch neurologische Probleme keine Ejakulation erfolgt.
- Bei schwerer Teratozoospermie, wenn also weniger als 3 % normale Spermien vorhanden sind.
- Wenn ausschließlich kryokonservierte Samenzellen zur Verfügung stehen, aufgrund einer Vasektomie oder weil bei einer Krebserkrankung (z. B. Hodenkrebs) eine Chemo- oder eine Strahlentherapie durchgeführt wurde. Da hier nur eine begrenzte Anzahl von Samenzellen vorliegt, kann die ICSI-Technik optimale Hilfestellung leisten.
Das Verfahren ist jedoch nicht nur bei Männern geeignet, die Probleme mit ihrer Zeugungsfähigkeit haben. Auch der weibliche Faktor spielt eine große Rolle:
- Wenn gravierende Fortpflanzungsstörungen vorliegen, die immer wieder zu Fehlschlägen bei einer IVF führen.
- Bei mehrfachen Misserfolgen einer künstlichen Insemination.
- Bei Frauen in fortgeschrittenem Alter.
- Bei Frauen mit ungeklärter Unfruchtbarkeit.
Es gibt außerdem Fälle, bei denen nur eine alleinige ICSI in Frage kommt:
- Beim Einsatz vitrifizierter Eizellen
- Falls bei den Embryonen eine Präimplantationsdiagnostik (PID) durchgeführt wird.
Was tun bei einer Spermien-Meiose?
Neben anderen Indikationen, wie etwa der Gefahr einer Übertragung von chromosomalen Veränderungen, empfehlen wir die PID bei einer Spermien-Meiose. Bei dieser Störung handelt es sich um eine besondere Form der Zellteilung, die nur die Keimzellen betrifft. Während dieses hochkomplexen Vorgangs können Fehler mit gravierenden Folgen auftreten, wie etwa eine Fehlaufteilung der Chromosomen oder einer falschen Vervielfältigung der DNA. Das kann zu einer Behinderung beim Kind führen.
Sichere Behandlungsmethode mit guten Erfolgen
Die ICSI-Technik ist eine sehr gut untersuchte und sichere Behandlungsmethode und wird seit mehr als 20 Jahren angewendet. Entsprechend gut sind auch die Erfolgsraten der ICSI – sie entsprechen denen einer IVF. Pro Embryotransfer kann etwa bei 30 % der Frauen eine Schwangerschaft festgestellt werden. Wir bei IVI können uns ohnehin über eine der besten Erfolgsquoten freuen: Neun von zehn Paaren, die bei uns Hilfe wegen Unfruchtbarkeit suchen, sind später glückliche Eltern.
ICSI nicht nur zusammen mit IVF
Als vielversprechende Technik bei der Eizellbefruchtung wird die ICSI nicht nur im Zusammenspiel mit der IVF durchgeführt, sondern beispielsweise auch bei der IVF Plus und PGS, einer Kombination aus In-vitro-Fertilisation und genetischem Präimplantationsscreening. Mit dieser Chromosomenanalyse erhöht sich die Chance auf ein gesundes Baby. Auch bei der Eizellspende, die anders als in vielen anderen Ländern bei uns in Spanien gesetzlich erlaubt ist, können Samen und Eizellen mit Hilfe der Spermien-Mikroinjektion vereinigt werden.
Bei den drei genannten Behandlungsmöglichkeiten sind die Kosten für eine ICSI bereits im Ausgangspreis enthalten, sodass für unsere PatientInnen keine weiteren Kosten entfallen.
[1] https://academic.oup.com/humupd/article-abstract/23/6/646/4035689?redirectedFrom=fulltext
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